Beschreibung
Schön denkbar sind die Steine ohne die Zeit, aber keine Zeit war jemals ohne Steine. Wie wäre dann zu reden von ihrer Rückkehr, wenn Steine doch immer und überall sichtbar und greifbar wären? Der Stein, der zurückkehren kann, weil er abwesend war und sich vielleicht versteckt hielt in seinem uralten Nest, muß darum ein anderer sein als der, der uns gewöhnlich ist. Manchmal eröffnet der Zugriff auf das Älteste einen überraschenden Blick auf das Neueste. Darum werden in diesem Buch uralte, mit medusischen und orphischen Zeichen versehene, aber auch jüngere, zum Beispiel von B. Brecht und A. Camus bearbeitete Steine herangeschleppt, um in unserer modernen Apparatekultur stolperanstößig herumzuliegen. Und was zunächst nichts miteinander zu tun zu haben scheint, das sich gegenseitig Fremdeste: Steine und Apparate – bildet in diesem Essay ein Verhältnis von ebenso bedrohlicher wie verlockender Gespanntheit. Die behutsam und schön aus ihrem mineralischen Kern herausgelöste Metaphysik des Steins enthält nämlich eine die totalitären Ansprüche der modernen Apparatekultur verwerfende Enegrie. Einsamkeit und Stille und Leere sind steinerne Kategorien, die das dämmernde Potential unseres Argwohns gegenüber einer dem lärmenden Wahn rationaler Restlosigkeit verfallenen Welt zu mobilisieren vermögen. Wohin eine solche Mobilisierung führen soll? In melancholische Weltflucht oder esoterische Abgehobenheit? In aggressiv sektiererische Hinterweltlerei oder den zynischen Rundumschlag? Alles falsch! Bewußtsein und Denken hätten sich vielmehr einzuüben in die Praxis einer paradoxen Metapher. Wie ist das, Stein zu sein ohne zu versteinern? Der Autor Klaus Luttringer lebt und schreibt in Hilden bei Düsseldorf. Seine gegensätzlich rotierenden Denkkreise überschneiden sich in einem nicht fixierbaren Zentrum, in dem er gleichwohl gerne zu Hause ist. Zur Zeit arbeitet er an einem Versuch über die Liebe. Neuere Veröffentlichungen u.a.: Die Bildung und ihr Narr (1989); Weit, weit… Arkadien, Über die Sehnsucht nach dem anderen Leben (1992); Zeit der Höhlen (1994).