Beschreibung
Tasten, Riechen und Schmecken wurden in der Philosophie als „niedere Sinne“ betrachtet. Im Zuge des Zivilisationsprozesses wurden sie als bloß angenehm und bedeutungslos in den Bereich des Privaten verbannt; die Moderne hat sie dann weitgehend „anästhesiert“. Damit mangelt es an einer entsprechenden ästhetischen Bildung – mit Folgen für ihre wissenschaftliche Erforschung. Das Buch zählt zu den Pionierarbeiten, die die Ästhetik auf die Aisthetik (Sinneslehre) erweiterten und Kunstformen thematisierten, die berührt, gespürt, gerochen oder gekostet werden. Haptische und thermische, olfaktorische und gustatorische Qualitäten werden in synästhetische Kunstformen (wie Architektur und Gastronomie, Kunst für die Blinden und Tattoos) eingebaut oder kennzeichnen spezifische Künste wie die Parfümerie. Schönheit steht längst nicht mehr im Zentrum der Ästhetik, und wichtiger als das Geschmacksurteil ist die Kultivierung der Sensibilität geworden. Die Ästhetik des Tastens, Riechens und Schmeckens ist letztlich eine der ästhetisierenden Wirkung der Zeit (Patina), der emotionalen Qualitäten von Räumen (Atmosphäre) und der infinitesimalen ästhetischen Differenzen (Aroma).
Die Autorin
Madalina Diaconu ist Dozentin für Philosophie an der Universität Wien und veröffentlichte mehrere Bücher zur Ästhetik, Philosophie der Wahrnehmung und zu urbanen Sinneslandschaften. Sie ist Chefredakteurin von „polylog“ und Redaktionsmitglied von „Contemporary Aesthetics“ und „Studia Phaenomenologica“.