Beschreibung
Herbort von Fritzlar gestaltet im Liet von Troye (um 1200) erstmalig den Trojastoff in deutscher Sprache in Romanform. Gegenüber der monumentalen französischen Vorlage hat er seine Version der antiken Geschichte stark gekürzt. In Herborts Bearbeitungsweise kommt jedoch nicht ein ausschließlich an den historischen Fakten orientiertes Interesse zum Austrag. Elaborierte poetologische Reflexionen durchziehen den ganzen Text, sowohl die Minne- als auch die zahlreichen Schlachtepisoden. Dennoch und ungeachtet von dessen literarhistorisch bedeutsamer Position hat die germanistische Forschung das Liet von Troye lange Zeit vernachlässigt. Seinen komplexen und in mancherlei Hinsicht für die mittelalterliche Epik einzigartigen Weisen der Verschränkung von metanarrativer Perspektive und Handlungsebene, von Poetik und Geschichte gilt das Interesse der vorliegenden Untersuchung. Die Autorin Cornelia Herberichs ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Nationalen Forschungsschwerpunkt ›Medienwandel-Medienwechsel-Medienwissen. Historische Perspektiven‹.