Beschreibung
Seit Beginn der Kulturgeschichte imaginiert die not- und stressgeplagte Menschheit bergende Weltgebäude, in denen sie sich mit Bildern, Artefakten und magischen Ritualen gegen das feindliche Draußen abzuschirmen sucht. Diese Inklusions-Gehäuse manifestieren sich in der europäischen Geschichte mit Bildersammlungen, urbanen Memorial- und Repräsentationsräumen und pädagogischen Programmen, mit denen die Einheit von Kunst, Politik und Religion beschworen und öffentlich etabliert wird. Die von Deutschland ausgehende Nationalromantik reaktiviert diese tradierten Wahngebilde, die im Laufe des 19. Jahrhunderts nationalistisch und imperial ausgebaut und im Dritten Reich in den totalitären Exzess getrieben werden. Das Faszinationspotential dieser Inklusionsräume hat den Zusammenbruch der Imperien überlebt, der alte Wahn erfindet immer neue Formen.
Der Autor:
Alfred Opitz, Studium in Mainz, Dijon und Marburg. 1969-1971 Stockholm, 1971-1982 Nancy/ Frankreich, von 1982-2009 Professor für deutsche und europäische Kulturgeschichte an der Neuen Universität Lissabon. Arbeitsfelder und Veröffentlichungen im Bereich der europäischen Kulturbeziehungen und der Reiseliteratur der Neuzeit (u. a. Bearbeitung von Bd. 7 der Düsseldorfer Heine-Ausgabe, Reiseschreiber Variationen einer literarischen Figur der Moderne vom 18.-20. Jahrhundert, Trier 1996; Erfahrung und Form Zur kulturwissenschaftlichen Perspektivierung eines transdisziplinären Problemkomplexes, (Hrsg.), Trier 2001).