Beschreibung
Im späten 18. und 19. Jahrhundert lässt sich eine lebhafte Tempelritter-Rezeption in Historiographie und Literatur beobachten. Der sagenumwobene Orden ist im fraglichen Zeitraum das Milieu der Wahl, um sich mit dem Verhältnis von Religion, Macht und Gewalt, mit Fanatismus und geschichtsmächtigen Kräften auseinanderzusetzen. Die Autorin illustriert in ihrem Buch, wie ausgerechnet die – vornehmlich freimaurerisch geprägte – Geschichtsschreibung die Skandalisierungsmöglichkeit des Ordens aufzeigt, indem sie sich vor allem um die Aufklärung des vermeintlichen Geheimnisses der Templer bemüht. Benedikte Naubert, Schriftstellerin der Goethezeit, und Gustav Freytag, nationalliberaler Autor des Realismus, sind gleichermaßen von der Faszinationskraft des Motivkomplexes und Problems des geistlichen Ritters inspiriert. Im Gegensatz zu idealisierenden Darstellungen des Ordens, wie sie etwa bei Lessing, Gutzkow oder Wagner zu fi nden sind, entwerfen Naubert und Freytag auf Grundlage der historiographischen Forschung ein erheblich kritischeres Bild der Templer. Es wird gezeigt, wie die einst heroischen Kriegermönche vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche graduell ihren Anspruch als Ordensmilieu der Wahl an die Deutschherren abtreten und sich mit der Rolle als deren Gegenspieler begnügen müssen.
Die Autorin Laura C. Pritsch hat Deutsche Philologie, Religionswissenschaft und Kunstgeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen studiert und ist Kommunikationsbeauftragte der University of London. 2015 wurde sie mit der vorliegenden Arbeit an der Freien Universität Berlin promoviert.