Beschreibung
Die Studie versucht zu zeigen, dass das Begründungspotential von Kants „Deduktion“ des kategorischen Imperativs noch nicht ausgeschöpft ist. Die von Kant im dritten Teil seiner „Grundlegung“ gebrauchten Formulierungen von einer „Verstandeswelt“, die der „Sinnenwelt“ zugrunde liegt, und von einem „eigentlichen Selbst“ sind durchaus wörtlich zu nehmen: Die kritische Moralphilosophie zielt in ihrem Innersten auf eine fundamentale Wandlung der Selbst- und Welterkenntnis des fragenden Subjektes. Während es sowohl die theoretizistische als auch die existentialistische Interpretation des unbedingten Sollensanspruchs nicht vermocht haben, eine zureichende Antwort auf die Frage nach dem Grund des Sittengesetzes zu finden, zeigt eine erneute Auseinandersetzung mit Kants Argumenten, dass nur dessen originäre idealistische Begründung, die den reinen Willen als unbedingtes und zugleich wirklichkeitsbildendes Prinzip identifiziert, dazu in der Lage ist. Die Kantische Philosophie lässt sich dergestalt beginnend mit der „Grundlegung“ bis hin zu späteren Schriften wie der „Kritik der Urteilskraft“ als ein Prozess der sukzessiven, anamnetischen Selbstaufklärung eines natürlichen Moralbewusstseins rekonstruieren. Ein Prozess, der in der Philosophie Fichtes seine Aufnahme und Weiterführung gefunden hat. Der Autor: Thomas Wyrwich, Studium der Philosophie, Publizistik und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum, seit 2006 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Philosophie, Wissenschaftstheorie und Religionswissenschaft der LMU München.