Die Auseinandersetzung mit Verbrechen hat in der Literatur eine lange Tradition. Schon bevor True Crime zum Trend wurde, spürten Schriftsteller der Frage nach: Was treibt einen Menschen dazu, ein Täter zu sein? Im Folgenden stellen wir Euch zwei Werke vor, die einige große Klassiker des deutschen Realismus mit Ihren echten Inspirationen in Verbindung stellen.
Herbert Meurer: Bin ich Mörder?
Meurer befasst sich in seinem Werk mit dem Gerichtsfall Johann Christian Woyzeck, der den ersten gut dokumentierten, veröffentlichten und in der Öffentlichkeit diskutierten Fall eines psychisch kranken Straftäters darstellt. Neben Georg Büchners bekanntem Drama Woyzeck inspirierte der Prozess auch die Opern Wozzeck von Berg und Woyzzek von Manfred Gurlitt. Aus einer modernen Perspektive analysiert Meurer diese Dramen kritisch und stellt sie synoptisch gegenüber, während er den Gerichtsfall auch aus einer rechtlichen bzw. psychologischen Sicht betrachtet.
Jürgen Hillesheim: „So machen die’s mit was aus Fleisch und Blut“
Auch das Sonett Nr. 1 von Bertolt Brecht wurde von einem Kriminalfall inspiriert, der 1927 mit der Hinrichtung des Mörders Otto Klein endete. Der Autor verfasste schon zuvor zwei Gedichte über fiktive Mordfälle, die die Täter eher als Opfer sozialer Strukturen darstellen. Hillesheim, dessen Forschungsschwerpunkt unter anderem auf der Neueren Deutschen Literaturgeschichte liegt, befasst sich intensiv mit dem spektakulären Kriminalfall, seiner historischen Dokumentation und verortet ihn schließlich in Büchners Gesamtwerk. Durch Hillesheims Eigenrecherche wird der Fall Otto Klein somit unter Rücksichtnahme einiger neuer Erkenntnisse sowohl in seiner historischen als auch in seiner literarischen Auffassung erneut unter die Lupe genommen.
Meurers »Bin ich Mörder«? und Hillesheims »So machen die’s mit was aus Fleisch und Bein…“« eignen sich perfekt für alle Leser, die sich für deutsche Literatur interessieren und echten Kriminalfällen auf die Spur kommen wollen.







