Von den pulsierenden Straßen des 19. Jahrhunderts in Paris bis zu den Buchregalen des 21. Jahrhunderts: Jacques Offenbach. Ein deutsches Missverständnis von Dieter David Scholz ist nicht nur ein tiefer Einblick in die Welt von Jacques Offenbach, sondern auch ein Zeugnis dafür, wie kulturelle Missverständnisse entstehen und überwunden werden können.
Das Werk von Scholz begibt sich auf eine Reise, die die Vorurteile und Missverständnisse rund um Offenbach und seine Werke aufdeckt und korrigiert. Er analysiert und hinterfragt die Offenbachliteratur seit dessen Lebenszeit bis heute und stellt dabei die späte Versachlichung des Offenbachbildes vor. Das Hauptanliegen des Buches ist, den Unterschied zwischen der ‚Offenbachiade‘ und der ‚Operette‘ zu klären, und um das bis heute vorherrschende Vor- und Fehlurteil, Offenbachs utopische, heiter-ironische (Polit-) Satiren seien ›Operetten‹, zu korrigieren.
Ein Blick auf Jaques Offenbach
Jacques Offenbach (1819-1880) steht symbolisch für das dynamische Paris zur Zeit Napoleons III., ein musikalisches Genie, dessen Glanz bis heute ungetrübt bleibt. Geboren in Köln in einer musikbegeisterten jüdischen Familie, war seine Kindheit von Musik geprägt, wobei er eine besondere Vorliebe für das Violoncello entwickelte. In Paris erkannte das renommierte Conservatoire bald sein außergewöhnliches Talent. Trotz einiger Anfangshürden etablierte er sich rasch in der Pariser Musikszene und schmiedete Verbindungen zu anderen großen Namen der Zeit. Mit der Gründung seines eigenen Theaters, den Bouffes-Parisiens, zementierte er seinen Ruhm. Seine humorvollen, energetischen Operetten spiegelten die Kultur ihrer Zeit wieder. Obwohl sein Aufstieg von Hochs und Tiefs geprägt war, hinterließ Offenbach der Welt ein unvergessliches musikalisches Erbe, welches das Paris des 19. Jahrhunderts verkörpert.
„Ganz bestimmt ein Liebeswerk“ – Ingrid Wanja
Ingrid Wanja, eine passionierte Spezialistin von Operalounge, bezeichnet Scholz‘ Buch als „zumindest partiell ein Lebens-, ganz bestimmt aber ein Liebeswerk“. Wanja hebt hervor, dass das Buch nicht nur eine Biographie ist, sondern auch nützliche Ressourcen wie ein chronologisches Verzeichnis von Offenbachs Werken bietet. Die Rezension stellt fest, dass trotz des verzerrten Bildes, das in Deutschland lange über Offenbach herrschte, es schließlich zu einer sachlicheren Wahrnehmung kam.
Zum Abschluss zitiert Wanja das Nachwort von Peter Hawig, welches die Einzigartigkeit von Offenbachs Opéra bouffe hervorhebt: “die nichts ernst nimmt, was ernst genommen werden will, zugleich zeitbezogen und überzeitlich ist (…) die für ‚entgrenzte Leichtigkeit‘ steht”.
Insgesamt bietet Jaques Offenbach. Ein deutsches Missverständnis nicht nur eine umfassende Analyse von Offenbachs Leben und Werk, sondern auch einen tiefen Einblick in kulturelle Missverständnisse und deren Überwindung. Ein Muss für jeden Musik- und Kulturbegeisterten!
Der Autor: Dieter David Scholz
Mit einem beeindruckenden Hintergrund in Journalismus und Publizistik hat Dr. Dieter David Scholz durch die Jahre hindurch auf Plattformen wie ARD und DW seine Expertise demonstriert. Scholz, der auch Beiträge über Richard Wagner verfasst hat, bringt mit diesem Buch eine sorgfältige und detaillierte Analyse der Rezeptionsgeschichte von Offenbach in den deutschsprachigen Raum.
Das Werk (2023) ist ab sofort als Print und eBook erhältlich bei K&N.
Die ganze Rezension lesen Sie hier.
Bogdan Schmidt (K&N), August 2023