In seinem neu erschienenen Buch Arthur Schopenhauer und die Posaune der Fama. Geschichte einer Verkennung thematisiert der Autor Norbert Weis den schlechten Ruf im mitmenschlichen Bereich, der dem Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) nacheilt. Insbesondere setzt der Autor in seinem Buch den Fokus auf dessen angespanntes Verhältnis zu seiner Mutter Johanna Schopenhauer, welche “bei seiner Sicht auf das weibliche Geschlecht eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt [hat]”.
Im Verlauf des Buchs wird Schopenhauers Philosophie und die zentralen Strukturen seiner Denkweise in Verbindung mit dessen familiären Verhältnissen betrachtet:
Im Gespräch mit K&N gibt der Autor Norbert Weis Antworten auf weitere Fragen:
Herr Weis, können Sie kurz ausführen, warum Sie die Biographie von Schopenhauer für eine nähere Betrachtung für Ihr Buch herangezogen haben?
Schopenhauer hat seine Tage auf beeindruckende Weise in geistiger und materieller Unabhängigkeit zugebracht. Der “Zeitnachläuferei” konnte er nichts abgewinnen. Auch wenn seine Einzelgängerei und seine pessimistische Weltanschauung nicht jedermann und in allen Punkten zur Nachahmung verlocken, bieten doch einige seiner in eleganter Schreibe abgefassten Werke – so etwa die “Aphorismen zur Lebensweisheit” – eine Fülle guter Ratschläge, die helfen können, die Tücken des Alltags in Gelassenheit zu meistern (auch wenn der Meister selbst diesen Ratschlägen nicht immer gefolgt ist).
Wie genau äußerte sich das angespannte Verhältnis von Schopenhauer zu seiner Mutter?
Durch penetrante und ungehobelte Rechthaberei (seine Mutter sprach von ihrem Sohn als einer “ambulanten Literaturzeitung)”, sowie durch sein Unvermögen, sich in die Eigenart einer anderen Person zu versetzen.
Sie sprechen im Verlauf Ihres Buches davon, dass seine Mutter damit “bei seiner Sicht auf das weibliche Geschlecht eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt [hat]” – Können Sie das näher erklären? Inwiefern äußert sich sein angespanntes Verhältnis zu seiner Mutter in seiner späteren Denkweise?
Johanna Schopenhauer war (nicht gänzlich unberechtigt) nach Ansicht ihres Sohnes weder eine gute Ehefrau noch gute Mutter. In seiner Schrift “Über die Weiber” gibt es Sätze, die sich ihrem Inhalt nach exakt mit Vorwürfen decken, die er der Mutter gemacht hat. Dass er diese und andere Vorwürfe unstatthafter Weise dem ganzen weiblichen Geschlecht unter die Nase gerieben hat, hat ihn in seinen späten Jahren immerhin dazu veranlaßt, über diesen Sachverhalt noch einmal nachdenken zu wollen (wozu es dann leider nicht mehr gekommen ist).
Welche überraschenden oder interessanten Erkenntnisse konnten Sie aus Ihrer Beschäftigung mit der Biographie Schopenhauers gewinnen?
Insbesondere auch in Bezug auf den Untertitel Ihres Buches Geschichte einer Verkennung?
a) Bestätigung der alten Einsicht: “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen:” Der Satz stammt zwar von Kant, Schopenhauer
hat sich aber uneingeschränkt dazu bekannt.
b) Den guten Rat: Seht zweimal hin, bevor ihr über Menschen den Stab brecht.
Das Buch ist seit Mai 2024 sowohl als Print als auch als eBook bei K&N erhältlich.
Weitere Informationen zum Autor und zum Buch finden Sie hier.
Paulina Carl (K&N), Mai 2024