In insgesamt acht Kapiteln legt der Soziologe und Psychologe Volker Tschuschke eine tiefgreifende Analyse der Demokratie und ihrem Grundverständnis, aber auch ihrem krisenhaften Charakter frei. Dabei äußert er scharfe Kritik entlang seiner Ausgangsthese, dass die individuelle Freiheit eine höhere Stellung als das Gemeinwohl einnehme und sich somit ein unmittelbares Risiko für die Demokratie abzeichnen lasse.
Der derzeitige Krisenzustand der westlichen Demokratien
In den ersten Kapiteln skizziert er die Genese und Präsenz der Demokratie als Staatsform aus historisch-philosophischer Perspektive. Dabei verfolgt er das primäre Ziel, die zentralen Wirkungsmechanismen freizulegen, die ihrer Funktionalität oder Dysfunktionalität zugrunde liegen. Als Fallbeispiel untersucht er dabei das demokratische System der Bundesrepublik Deutschland, deren Demokratie er als besonders gefährdet einstuft.
Im fünften Kapitel geht er dann fokussiert zu einer anderen Instanz über – dem Menschen. In diesem Kontext untersucht er zunächst die Gesellschaft, die er entlang diverser Aspekte wie etwa als deformiert charakterisiert. Im darauffolgenden Kapitel ergründet er „Das Problem Mensch“, wobei er dessen egoistische Verhaltensweisen als evolutionär-konditioniert erklärt.
„Das größte Übel der Demokratie ist die missbrauchte individuelle Freiheit“
In der in der Zeitschrift à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung erschienenen Rezension stellt der Psychotherapeut Peter Schulthess grundlegend heraus, dass „es […] ein düsteres Bild [sei], das Tschuschke von der westlichen Gesellschaft zeichnet“ (Schulthess). Nichtsdestotrotz schließt er im achten Kapitel mit einer Formulierung von verschiedenen hypothetischen Lösungsstrategien, wobei er sich unter anderem für „eine Verfassungsreform und Reform politischer Strukturen [ausspricht]“.
Insgesamt stellt „Zerbricht die Demokratie am Egoismus“ grundlegende wichtige Fragen heraus, die das Selbstverständnis der Demokratie fundamental und aus philosophischer Perspektive hinterfragen. Die Mehrheitsgesellschaft, die meist in einem Selbstverständnis von Demokratie lebt, wird hier dazu animiert, sich ebenfalls kritisch mit den Fragen auseinanderzusetzen, die Tschuschke in seinem Buch aufstellt. Und auch jenseits der Argumentation des Psychologen über das Spannungsverhältnis von Individuum und Gesellschaft zu reflektieren.
Wie dringlich die Auseinandersetzung mit Demokratie und dem Gebot ihrer tatsächlichen alltäglich gelebten Praxis ist, zeigt sich nicht zuletzt an den aktuellen Entwicklungen im Kontext der Neuen Rechten und sowie von Akteuren aus der Szene der Verschwörungstheoretiker in Deutschland, aber auch auf globaler Ebene.
Zum Autor: Volker Tschuschke
Volker Tschuschke studierte Soziologie und Psychologie an der Universität Münster und hat bereits vielfach wissenschaftlich publiziert. Mit seinem Buch eröffnet er eine tiefgreifende und präzise Analyse und schafft dadurch eine spannende Perspektive zur individuellen Reflektion.
Das Werk ist seit Juni 2023 sowohl als Print als auch als eBook bei K&N erhältlich.
Die Rezension von Peter Schulthess in à jour! Psychotherapie-Berufsentwicklung lesen Sie hier.
Paulina Carl (K&N), Februar 2024