Im Mittelpunkt dreier Lesungen steht ein Vortrag der deutschsprachigen Poetry Slam Meisterin Theresa Sperling.
Die ARD-Dokumentation »Ärzte ohne Gewissen« deckte 1996 die Menschenversuche namhafter Ärzte während der NS-Zeit auf.
Über diese erfuhr Sperlings Familie, dass auch Sperlings Großvater, der international renommierte Neurologe Prof. Dr. med. Georges Schaltenbrand, im Rahmen seiner Multiple-Sklerose-Forschung Menschenversuche durchgeführt hatte. Nach jahrelangen Forschungsarbeiten veröffentlichte Theresa Sperlings Vater Alf Mintzel 2023 im Alter von 88 Jahren die biographische Annäherung Die Akte Georges Schaltenbrand ist noch nicht geschlossen.
Theresa Sperling erzählt von ihren Kindheitserinnerungen an ihren Großvater und liest aus dessen aufrüttelnden Tagebucheinträgen und Korrespondenzen. Die Abende geben Einblick in die erschütternde Gedankenwelt eines Vertreters der damaligen medizinischen Funktionselite, seine Vorstellungen von elitärer Menschenzucht, seine Analyse der Machtergreifung, seine kritische Bewertung der Judenverfolgung, der Reichspogromnacht, der T4-Aktion und der Situation in den KZs.
Worüber der akribisch Tagebuch führende Wissenschaftler erst nach 1945 schreibt, als die erste Anklage gegen ihn erhoben wird, sind seine eigenen moralischen Grenzüberschreitungen: die Versuche am Menschen in der NS-Zeit.
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