Beschreibung
Franz Hessel ist innerhalb der deutschsprachigen Literatur immer noch ein Geheimtip. In den Nachkriegsjahren wurde sein erzählerisches Werk vergessen und erst in den achtziger Jahren – nach einem kurzen Zwischenspiel in den sechziger Jahren – wiederentdeckt. Aus dem literarischen Leben der zwanziger Jahre war der Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber Franz Hessel überhaupt nicht wegzudenken. Im Feuilleton der Weimarer Republik hatten seine Artikel einen festen Platz, seine Texte über das alte Berlin und die Pariser Metropole erschienen in der „Literarischen Welt“ und renommierten Tageszeitungen. Im französischen Exil publizierte er ab 1938 in der „Pariser Tageszeitung“. Walter Benjamin hat Franz Hessel – mit dem zusammen er Proust übersetzte – einen Stammplatz in seiner „Berliner Chronik“ vorbehalten und in der Rezension zu „Spazieren in Berlin“ in dem Freund den letzten Flaneur gesehen. Zu Ruhm hat es Hessel dennoch nie gebracht. Selbst Truffauts Filmklassiker „Jules und Jim“, für den die Dreiecksgeschichte zwischen Franz Hessel, seiner Frau Helen Grund und dem französischen Freund Henri Pierre Roché als Vorlage diente, hat wenig zur Popularität Hessels beigetragen. In der letzten Zeit ist eine verstärkte Beschäftigung mit Hessels Werk zu bemerken. Längst scheint es geboten, dem Werk Franz Hessels mit der Aufmerksamkeit zu begegnen, die ihm angemessen ist. Die hier vorliegenden Texte nähern sich dem Werk des Autors aus verschiedenen Perspektiven. Zum ersten Mal sind in einem Sammelband wissenschaftliche und essayistische Beiträge vereint, die sich der Person Franz Hessels und seinem Werk widmen und dabei den Übersetzer in den Kontext der Überlegungen einbeziehen. Neben den wissenschaftlichen Beiträgen von Eva Banchelli (Bergamo), Heinz Brüggemann (Hannover), Dirk Heißerer (München), Natalie Mälzer (Berlin), Lothar Müller (Berlin), Michael Opitz (Berlin), Christiane Schneider (Berlin), Jörg Plath (Berlin) dürften die Auskünfte der Schriftsteller Fritz Rudolf Fries und Richard Wagner über ihr Verhältnis zu Franz Hessel von Interesse sein. Die Herausgeber Michael Opitz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität in Berlin; Jörg Plath ist Literaturkritiker für Rundfunk und Presse.