Beschreibung
Band I (K&N 1988) und Band II (K&N 1996) behandelten primär Probleme der theoretischen, aber auch der politischen und ästhetischen Philosophie Kants. Der dritte und vorläufig letzte Band von „Kant. Probleme – Analysen – Kritik“ enthält im wesentlichen Arbeiten zu Problemen der Praktischen Philosophie Kants sowie – einleitend – Erörterungen aktueller Probleme der Kantinterpretation. Neben Abhandlungen über die logische Struktur des Kategorischen Imperativs und über Kants Theorie vom ewigen Frieden stehen vor allem Fragen der Rechtsphilosophie und ihrer systematischen Verbundenheit mit der Lehre vom Sittengesetz im Vordergrund: inwiefern ist die Ableitung des Rechtsprinzips und der von ihm untergeordneten apriorischen Imperative vom Kategorischen Imperativ abhängig und inwiefern nicht? In diesen Arbeiten wird versucht, den philosophisch-systematisch relevanten Problemstand zu fixieren und in der Lösung der Probleme sachlich weiterzukommen. Es gab in den letzten Jahren eine Fülle von Literatur zu Kants praktischer Philosophie. Vieles davon ist schon durch den kantfremden Standpunkt, von dem aus Kant da gelesen und munter kritisiert wird, disqualifiziert. Aber auch da, wo nicht linguistische Philosophie, spekulativer Idealismus, Scholastik, Psychoanalyse, logischer Formalismus zur Grundlage der Kantinterpretation gemacht werden, tritt ein wirklich ernstzunehmendes Problem der Kantinterpretation der Gegenwart auf, das darin besteht, daß geduldige Analyse mehr und mehr zugunsten eigener Einfälle oder durchsichtiger Absichten in den Hintergrund geschoben wird. Ein anderer methodischer Mangel begründet die – schon von Stegmüller exemplarisch dokumentierte – Haltung, durch terminologische Pseudoakribie bis hin zur Buchstabenzählerei überall bei Kant Widersprüche nachzuweisen. Alle Texte sind unveröffentlicht, mit Ausnahme der Miszelle von Hans Wagner und der Abhandlung von Joseph Schmucker. Die letztere ist 1955 in dem weitgehend unbekannten und überdies seit langem vergriffenen Sammelband „Kant und die Scholastik“ erschienen. Schmuckers Aufsatz, von dessen Bedeutung einige Beiträge dieses Bandes nachdrücklich Zeugnis ablegen, hat in der Diskussion viel zu wenig Beachtung gefunden. Er soll durch den Wiederabdruck in eine Diskussion zurückgeführt werden, deren Mängel nicht zuletzt in der Unkenntnis dieses Aufsatzes begründet ist (selbst die Neuausgabe der ,Metaphysik der Sitten‘ in der Philosophischen Bibliothek kennt diese für das Verständnis der MdS bislang wichtigste Untersuchung nicht). INHALT H. Oberer: Vorwort – W. Patt: The Synthetic Character of the Moral Law According to Kant – B. Haas: Kategorien der Freiheit – J. Schmucker: Der Formalismus und die materialen Zweckprinzipien in der Ethik Kants (I. Wesen und Bedeutung des Formalismus in Kants Ethik – II. Das materiale Grundprinzip und sein Zusammenhang mit dem Prinzip des Formalismus – III. Die materiale Zwecklehre der „Metaphysik der Sitten“ und ihr Verhältnis zu den beiden Fundamentalprinzipien der Grundlegungsschriften – IV. Kants Ethik und die ethische Prinzipienlehre der Scholastik) – H. Oberer: Sittengesetz und Rechtsgesetz – F. Tretter: Willkürfreiheit, Freiheit, Recht und Rechtsgültigkeit bei Kant (1. Einleitung – 2. Die freie Willkür – 2.1. Phänomenologie der Vermögensbegriffe – 2.2. Freiheit – 3. Das Recht – 3.1. Die Kantische Definition des Rechts – 3.2. Das Verhältnis von Recht als Prinzipieninbegriff und den subjektiven Rechten als moralischer Vermögen (Rechtstitel) – 3.3. Recht und Triebfeder – 3.4. Das positive Recht – 4. Recht und transzendentale Freiheit – 4.1. Die Unabhängigkeitsthese – 4.2. Recht, freie Willkür und transzendentale Freiheit – 4.3. Recht, Rechtsgeltung und transzendentale Freiheit – 4.4. Das proton pseudos der Unabhängigkeitsthese – 4.5. Freie Willkür, Freiheit, Recht und Rechtsgültigkeit) – G. Seel: Der zweite Definitivartikel zum Ewigen Frieden – G. Geismann: Nachbemerkung zum Jahr des Ewigen Friedens – Bibliographie Hans Wagners Der Herausgeber Hariolf Oberer lehrt Philosophie an der Universität Bonn.