Beschreibung
Gegenstand dieser Studie ist Euklids Geometrie in ihrer Interpretation durch Proklos sowie die Einordnung von dessen Mathematiktheorie in seine neuplatonische Philosophie. Hauptresultat ist, daß Proklos’ Interpretation Euklids ,Elemente‘ als eine in sich stimmige Konzeption exakter Wissenschaft zu erweisen in der Lage ist. Damit steht diese Studie im wesentlichen im Gegensatz zur traditionellen Euklid- und Proklos-Forschung, die vor dem Hintergrund der neueren Philosophie und Mathematiktheorie gegenüber Euklid und Proklos den Vorwurf erhebt, auf einer noch niedrigen Entwicklungsstufe des Geistes zu stehen. Demgegenüber werden in einem ersten Schritt Inhalt und Ziel der ,Elemente‘ und dabei insbesondere der Begriff des Allgemeinen, die Bedeutung der deduktiven Struktur sowie der Bezug der Mathematik zur physikalischen Welt herausgestellt. In einem zweiten Schritt werden die ontologischen, erkenntnistheoretischen, wissenschaftstheoretischen, logischen, methodologischen und axiomatischen Grundlagen dieser Mathematikkonzeption erörtert. Dabei zeigt sich, daß Proklos so gut wie alle grundsätzlichen Probleme zu lösen vermag, die die traditionelle moderne Forschung nicht erst seit der Herausbildung der ,nichteuklidischen Geometrie‘ in Euklids ,Elementen‘ konstatieren zu müssen meint. Von daher ist das Ergebnis dieser Studie von großem Interesse auch für die aktuelle philosophische und mathematische Diskussion. Der Autor Markus Schmitz studierte Klassische Philologie und Philosophie in Mainz und Pavia; er promovierte mit der vorliegenden Arbeit 1994 in Marbug; 1993-94 Referendariat für Griechisch und Latein; seit Oktober 1994 Assistent für Gräzistik an der Universität Rostock.