Beschreibung
Als Ernst Bertram 1918 in seinem berühmten Nietzsche-Buch auf den Einsatz Nietzsches in die geistige Welt vor dem ersten Weltkrieg zurückblickte, konnte er nicht anders als von einer Legende sprechen: So immens war der Eindruck, welchen Nietzsche auf die Zeit gemacht hatte. Das wechselhafte Schicksal dieser 1889 einsetzenden Wirkung des Philosophen und die Auseinandersetzung um seinen Philosophie verfolgt die vorliegende Arbeit, indem sie sich auf die Entwicklung des Begriffs „Nietzscheanismus“ während der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts konzentriert. Damit wird ein Desiderat der historischen Nietzsche-Forschung erfüllt, da sich in dem Begriff wie in einem Focus ein wesentlicher Charakterzug der frühen Nietzsche-Rezeption konzentriert, der auch weit ins 20. Jahrhundert wirksam geblieben ist. Besonders in der großen gesellschaftsutopischen Unternehmung des ausgehenden 19. Jahrhunderts erweist sich die Frage nach dem Individuum als virulent: im Sozialismus. Der Autor Anatol Schneider studierte in Berlin Philosophie und Publizistik.