Beschreibung
Gottfried Wilhelm Leibniz’ (1649-1716) sogenannte MONADOLOGIE wird hier in einer neuen Übertragung sowie mit einem grundlegenden Kommentar vorgelegt. Der Kommentar besitzt etwa den dreifachen Umfang des Textes. Ältere französische und deutsche Ausgaben wurden berücksichtigt. Das Bemühen des Übersetzers und Herausgebers ging dahin, eine historisch möglichst wort- und sinngetreue Übertragung zu schaffen. So ergab es sich von selbst, daß die Begriffssprache späterer Philosophen tunlichst ferngehalten werden mußte, selbst dann, wenn diese – wie z.B. die kantische – geschichtsmächtig wurden. Eine aktuelle Vorrede und eine systematische Einleitung wurden vorangestellt. Ein sorgfältiges Register am Schluß erleichtert die praktische Handhabung. Die gegenwärtige geistige Situation zeigt, daß das eigentliche Thema Leibniz’ – das der Vermittlung und Einheit von Natur und Geist – heute auf allen Gebieten aktueller ist denn je. Seit Beginn des Jahrhunderts zeichnet sich in zunehmendem Maße so etwas wie eine Leibniz-Renaissance ab. (Cassirer, Mahnke, u.a.), d.h. wir beginnen eben erst jetzt zu verstehen, was dieser große, aller Welt bekannte, in Wahrheit jedoch nahezu unbekannte Denker, der einem Kant heimliche Furcht einjagte (Hildebrandt), eigentlich gemeint hat. Die Gründe für die auffällige Verständnislosigkeit, die das Lebenswerk dieses Mannes überall umgeben, liegen in der vorgeblichen ,Unvereinbarkeit‘ seiner Konzeptionen, einer höchst rationalen Logik und Metaphysik und einer angeblich zutiefst irrationalen Lehre vom Unbewußten. Beide Konzeptionen laufen aber – wie man inzwischen weiß – auf eine Erweiterung und Entwicklung unseres individuellen Bewußtseins hinaus, ohne die ein sittlicher und geistiger Fortschritt der Menschheit und ihrer Gesellschaften nicht möglich ist. Beide Konzeptionen sind in dem beschlossen, was Leibniz MONADE nannte. Die Monadologie von 1714 bildet somit für jedes Leibnizstudium die Grundlage. Das Buch bildet ebenfalls eine Grundlage für jede Geistphilosophie; es handelt nicht nur von den Prinzipien (Axiomen) des Denkens, sondern es führt weiter zu den anthropologischen Grundfragen nach dem Wesen des Menschen, nach dem Sinn von Leben und Tod, nach der Funktion des Bewußtseins und des Unbewußten, des Tuns und Leidens, von Endlichkeit und Unendlichkeit. Es ist also so ,aktuell‘ wie diese Fragen selbst. Der Übersetzer und Herausgeber Joachim Christian Horn, Promotion 1952 bei Th. Litt und E. Rothacker; Habilitation 1969 in Frankfurt/M. bei Liebrucks, seit 1968 Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Regensburg; er arbeitet auf den Gebieten der Fundamentalphilosophie mit besonderer Berücksichtigung der psychoanalytischen Theorie und Praxis. Zahlreiche Aufsätze in Kultur- und Fachzeitschriften.