Beschreibung
Das Buch liefert einen typologischen Vergleich von Tragödienkonzepten, die in Spanien und Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden. Um die Jahrhundertwende konzipierten der Spanier Miguel de Unamuno und der Deutsche Paul Ernst unabhängig voneinander im Kontext konservativ-reaktionärer Strömungen einen Neuentwurf der Tragödie, der bis in den Wortlaut hineinreichende Analogien aufweist. Beide Autoren wollten ihre Tragödienkonzepte als Lösungsstrategien der nationalen Sinnkrise verstanden wissen. Sowohl Unamunos Konzept der tragischen Fatalidad sowie Ernsts Postulat einer Tragödie der Notwendigkeit dienten diesem Ziel. Im Kontext faschistischer Politik in Deutschland und Spanien entwarfen ebenfalls unabhängig voneinander Curt Langenbeck und Gonzalo Torrente Ballester ihre Tragödien. Langenbecks Verhängnis-Tragödie sollte ebenso wie Torrente Ballesters Tragödie des Destino den Faschismus unterstützen. Die für die Gattung der Tragödie konstitutive Figur des Helden bot sich in idealer Weise dazu an, ein heroisches und opferbereites Vorbild von der Bühne herab zu proklamieren. Die Autorin Beate Hörr studierte in Mainz und Madrid Komparatistik, Hispanistik und Germanistik, promovierte mit der vorliegenden Arbeit im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs “Theater und Drama als Paradigma der Moderne”. Sie arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Institus für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Mainz in dem Projekt “Jüdische Literatur zwischen den Sprachen und Kulturen”