Heinz D Herbig

Die Exzessiven

Rausch, Sucht, Erkenntnis

Erscheinungsdatum: 01.01.1997, 94 Seiten ISBN: 978-3-8260-1325-6
Fachgebiet:
Autor*innen:Heinz D. Herbig

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Beschreibung

Mozart schrieb die Linzer Sinfonie in zwei Tagen. Balzac das erste Buch der “Verlorenen Illusionen” in zwei Wochen. Shaws “Pygmalion”: 16 Tage, Kafkas “Das Urteil”: eine Nacht. Wie machten sie das? Im 19. Jahrhundert sprach man von “Inspiration”, von Geisteinflößung göttlicher Provenienz. Sie war mit einem bestimmten Inhalt verbunden. Der göttlich Beschenkte konnte nur das, was er gerade tat (und das konnte – wie etwa bei Nietzsche – hochgradig “atheistisch” sein) in einen besonderen Glanz tauchen, es so klar und einfach tun, daß wir, die wir in unserem täglichen Nebel dümpeln, aufschrecken und ein bißchen … ja wovon? … mitkriegen. Der Zustand muß wunderbar sein. Aber man kann ihn nicht künstlich hervorrufen. Was also tun? Davon handelt dieses Buch. Die Klarheit inspirierter Momente entlarvt die Normalität als Nebel. Keiner, der ihn überwunden hat, will dahin zurück. Prompt beginnt die Sucht – die ja immer auch eine “Suche” ist. Gesucht wird ein Mittel … nicht nur jener Klarheit, die genossen werden kann, sondern einer Erkenntnis, die sich allem Geschmäcklerischen entzieht und unwiderlegbar ist. Gesucht wird der heilige Gral. Und jeder findet sein Mittel. Baudelaires Haschisch war Balzacs Kaffee, Rimbauds Opium oder Maupassants Äther. Man stopfe sich mit dem Zeug voll … und schreibt eben nicht Les Fleurs du Mal oder die Menschliche Komödie. Die Sucht der Suche erweist sich als ruinös. Und hier beginnt der Exzess, der, um den Geist zu intensivieren, immer am Rande des Todes spielt. Setzt er einerseits alle energetischen und sinnlichen Kapazitäten frei (und macht, wie Baudelaire schreib, aus einer Minute drei – nicht als Dehnung in die Länge, sondern nach innen verstanden) – stößt er andererseits auf rigorosen physischen Widerstand. Der Körper macht nicht mit. “Der Gedanke höhlt den Körper aus”, schrieb Balzac, dem als 40-jährigen die Haare büschelweise ausfielen und der an Herzerweiterung von Hochleistungssportlern litt. Die Inspiration wird mörderisch. An dieser Grenze, die immer eine Grenze zum Tod ist, entstanden die wunderbarsten Werke der Weltliteratur. Sie entstanden durch etwas, das man “Krankheit” nennt. Die Gesundheit dieser Krankheit ist keine Umkehrung, sondern eine Entlarvung durch den Exzess. Das “Verrückte” entpuppt sich als die Norm der Zukunft. Der Autor Heinz-Dieter Herbig, geb. 1951; 1970-1983 Philosophiestudium. Bis 1985 Verfasser von Romanen, Erzählungen und Essays, letztere u.a. für MERKUR und DIE HOREN. Ab 1986 Hörspiele für fast sämtliche ARD-Sender. Erfindung des “Historicals”: szenische Burlesken über berühmte und nicht ganz so berühmte Persönlichkeiten, eingerichtet für den Hörfunk. 1992 Hörspielpreis des SWF. Ab 1989 Drehbücher, u.a. für ZDF, für den WDR und für SAT 1. 1993 verfilmte das ZDF seinen Roman Der kleine Hamlet, der 1994 unter dem Titel Apfel im Moor ausgestrahlt wurde. 1995 Ein-Frauen-Stück für Lisa Fitz, das im Januar 1998 uraufgeführt wird. Zur Zeit Arbeit an einem Drehbuch für den Kinofilm Der Hexenmeister über den Begründer der Homöopathie Samuel Hahnemann.

Zusätzliche Information

Gewicht0,147 kg
Größe14 × 21 cm (B × H)
Seiten94
Erscheinungsdatum01.01.1997
ISBN978-3-8260-1325-6   //   9783826013256
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Herbig, Heinz D.