Beschreibung
Im Werk Friedrich Hebbels arbeitet eine Macht des Heterogenen, die an der Gestalt seiner Texte immer wieder das Fragmentarische, eine hyperbolische Bildlichkeit oder einen rohen Materialismus hervortreibt. Diese Figuren sind als eine Art litarischer Genealogie zu verstehen, als eine genealogische Erkundung im nietzscheschen Sinne, die mit auflösender Kraft in die Begründungsverhältnisse von Macht, Wertsetzungen und Repräsentationen eindringt und sie von der Seite ihres Werdens, ihres Zerfalls und ihrer Ereignishaftigkeit vor Augen führt. Hebbel läßt sich damit als ein Protagonist von macht- und geltungsanalytischen Fragestellungen des 19. Jahrhunderts verstehen, der die genealogische Frage auch an die Form der eigenen Texte richtet und deren Kohärenz preisgibt. Die Untersuchung einzelner Themenkomplexe – Körperlichkeit, Tausch- und Deutungsprozesse etc. – beziehen neben den Dramen auch Hebbels weitgehend vernachlässigten Prosatexte und das Tagebuch mit ein. Die Autorin Andrea Stumpf hat mit dieser Arbeit in München promoviert; sie arbeitet als Übersetzerin und freie Lektorin.