Beschreibung
Ausgangspunkt der Arbeit ist eine bislang kaum beachtete Frage: nämlich die, auf welche Weise sich jüdische Autoren in den Jahren 1918 bis 1939, also vor der Shoa, mit dem Antisemitismus befaßt haben. Vor dem Hintergrund der publizistischen Auseinandersetzung um die Rolle der Juden in der deutschen Kultur steht im Mittelpunkt des Buches eine Untersuchung Joseph Roths Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in seinem Erstlingwerk Das Spinnenetz (1923), Juden auf Wanderschaft (1925/26/27), in der Reportage über die “Lage der Juden in der Sowjetunion” (1926), in seinem Exilroman Tarabas. Ein Gast auf dieser Erde (1934) und in dem Essay Der Antichrist (1934). Während der Antisemitismus in Das Spinnenetz eher als eine sozial-geschichtliches Phänomen begreifbar gemacht wird, erscheint der Haß auf die Juden in Tarabas. Ein Gast auf dieser Erde und in Der Antichrist als ein religions-psychologisches Phänomen: der Antisemitismus wird hier als Antichristianismus gedeutet. Die Untersuchung macht diese Entwicklung im biographischen und zeitgeschichtlichen Kontext nachvollziehbar. Die Arbeit zeigt, daß sich nicht nur Roth, sondern auch Lion Feuchtwanger, Hugo Bettauers, Arthur Landsberger, Mynona, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Soma Morgenstern, Else Laske-Schüler, Franz Werfel, Alfred Döblin und Arnold Zweig sich in ihrem Werk gegen den Antisemitismus gewehrt haben. Die Literatur jüdischer Autoren und Autorinnen steht daher nicht allein im Zeichen Hiobs, sondern auch im Zeichen Davids. Die Autorin Katharina I. Ochse studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Lateinamerikanistik an der FU Berlin und der Cornell-University, Ithaca, N.Y. Während der Arbeit an ihrer Dissertation wurde sie vom Senat von Berlin, der FAZIT-Stiftung, dem DAAD und der Jewish Memorial Foundation, New York, unterstützt.