Beschreibung
Die Studie versucht, Thomas Manns Verhältnis zur empirischen Wirklichkeit einmal nicht mit den die Thomas-Mann-Forschung derzeit weitgehend dominierenden psychologischen Rastern, also vom literaturschaffenden Subjekt her, zu analysieren. Vielmehr wird der Blick auf die ontologischen Implikationen seiner Texte gerichtet. Dazu werden nach einem thematischen Überblick zunächst drei frühe Erzählungen – Das Wunderkind, Schwere Stunde und Wälsungenblut – untersucht. Die anschließenden Kapitel analysieren Thomas Manns Beschäftigung mit dem zuvor als “illiterat” apostrophierten Bereich des Natürlichen in Herr und Hund und seine Hinwendung zum Übernatürlichen in Okkulte Erlebnisse. Stets wird anhand der analysierten Texte nachgewiesen, mit welchen Kategorien Thomas Mann sich Wirklichkeitsbereiche, die ihm zuvor fremd waren, handhabbar macht. Die Arbeit schließt mit Interpretationshinweisen zum Kapitel Fragwürdigstes im Zauberberg und zu Mario und der Zauberer. Hier wird gezeigt, daß Thomas Manns wiederholte Bemühungen um Integration heteronomer Wirklichkeiten in sein Weltbild an einen Scheideweg gelangen. Die tödlichen Schüsse am Ende des Mario signalisieren zugleich ein Ende von Thomas Manns eigenem Verfahren der stets erneuten Anverwandlung von Sein im Text. Der Autor Franz Orlik, geb. 1957, studierte nach mehrjähriger Berufstätigkeit Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft an den Universitäten Karlsruhe und Marburg und promovierte 1996 mit der vorliegenden Arbeit.