Beschreibung
Feuchtwangers 1914 geschriebenes Stück Warren Hastings, Gouverneur von Indien und die 1925 in Zusammenarbeit mit Brecht entstandene Zweitfassung Kalkutta, 4. Mai bilden den Ausgangspunkt für eine Untersuchung des eigenartigen Charakters der deutschen bzw. europäischen Definierung des Selbst und des Anderen. Die Studie stellt fest, daß die anscheinend entgegengesetzten Indiendiskurse der britischen Kolonialmacht und der deutschen Indologie komplementär im Rahmen des allgemeinen Diskurses der Moderne stehen und daß sie von einer ähnlichen, dem Diskurs der Moderne eigenen Denkstruktur gezeichnet werden. Analysiert werden darüber hinaus die Beziehungen zwischen dem deutschen Indien- und dem parallel sich entwickelnden Diskurs des Antisemitismus, denn Feuchtwanger stellt sein Indien-Interesse wie auch das Hastings-Stück in das Spannungsverhältnis seiner deutschen und jüdischen Identitäten. Infolge der Brechtschen Eingriffe weicht die Zweitfassung von einem solchen Vorgehen ab. Die zwei Fassungen lassen sich als beispielhafte Ausdrücke zwei unterschiedlicher Formen des Umgangs mit dem Anderen interpretieren, deren Folgen wie auch Potential noch heute relevant sind. Die Autorin Shaswati Mazumdar studierte Germanistik in New Dehli. Seit 1978 Dozentin für Deutsche Sprache und Literatur an der Dehli University. 1994 promovierte sie mit der vorliegenden Arbeit.