Peter Demetz, Kurt Krolop, Jaromir Louzil, Hans D Zimmermann, Peter Demetz (Hrsg.), Joachim W Storck (Hrsg.), Hans D Zimmermann (Hrsg.)

Rilke

Eine europäischer Dichter

Erscheinungsdatum: 01.01.1998, 224 Seiten ISBN: 978-3-8260-1354-6
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Beschreibung

Franz Kafkas Verhältnis zu seiner Vaterstadt und zur tschechischen Kultur stand im Mittelpunkt des Colloquiums, das im November 1992 im Prager Goethe-Institut stattfand und das 1994 in Berlin veröffentlicht wurde: Kafka und Prag. Das Colloquium, das im November 1994 den anderen großen deutsch schreibenden Dichter Prags im Goethe-Institut untersuchte, ging aus von Rilkes Verhältnis zu seiner Vaterstadt und zur tschechischen Kultur, folgte aber dann Rilkes Weg durch Europa: Rilke – ein europäischer Dichter aus Prag. Rilke ist einer der wenigen im Kreis der deutsch schreibenden Prager Schriftsteller, der nicht aus einem deutsch-jüdischen, sondern aus einem deutsch-katholischen Elternhaus kam. Und doch sagte er einmal, er sei “ein irgendwie slawischer Mensch”. In seinem ersten bemerkenswerten Gedichtband “Larenopfer” opfert er denn auch den Laren, den Hausgöttedrn Prags, indem er fast ausschließlich das tschechische Milieu der Stadt besingt, auch das jüdische, aber gar nicht das deutsch-bürgerliche, aus dem er stammt. Das ist sicherlich das Bemerkenswerte an diesem nicht immer gelungenen Gedichten, daß hier in der Zeit des wachsenden Nationalismus ein deutscher Autor “böhmischen Volkes Weise” zu singen versucht. National gesinnt war Rilke nicht; weder für die eine, noch für die andere Seite ergriff er Partei; er stand darüber, wenn seine Sympathie auch eher den Tschechen galt, die er volkstümlich idealisierte. Seine Sympathie für die Tschechen erlaubte es ihm schließlich auch, die junge tschechoslowakische Republik zu begrüßen, an deren Spitze ein Mann stand, den er schon lange vorher verehrt hatte: Thomas G. Masaryk. In einem Brief an Mary Dobrzensky schreibt er: “Mir ist der Aufstieg des jungen böhmischen Staates etwas Natürliches und Zuversichtliches und ich bin der Meinung, daß die Deutschen in Böhmen bei einigem guten Willen ihre Lage mit den aufsteigenden Kräften der neuen nationalen Tschechoslowakei versöhnen können.” Rilkes Entwicklung führte über Prag hinaus; die Beiträge des Colloquiums folgen ihm, der auf seltene Weise den Kreis der europäischen Kultur durchschritt. Die beiden Reisen nach Rußland zeigten ihm “die Heimat meiner leisesten Wünsche und meiner dunkelsten Gedanken”; sein Weg über Paris nach Italien ließ ihn nicht nur an der “lateinischen” Kultur Anteil nehmen; ausgerechnet in Rom, wohin sich doch fast jeder Deutsche sehnt, schrieb er seinem Verleger Kippenberg: “Bitte, denken Sie in Dänemark daran, daß wir vielleicht hin wollen”; er bat um eine dänische Grammatik, weil er die Sprache lernen wolle. Dänemark, Schweden, wo er einige Zeit lebte, wurden ihm genauso zur nachbarschaftlichen Gegend wie Frankreich, das ihn nächst der tschechischen und der russischen Kultur am stärksten prägte, so daß dieses Colloquium mit Prag beginnt und mit Paris endet, mit Rodini, Cézanne, Valéry. Rilke, der vorzüglich Französisch sprach, gelang schließlich, was er in anderen Sprachen vergeblich versuchte: französische Gedichte von einigem Rang zu schreiben. So wie Rilke nie der einen, allzu häufig auftretenden Gefahr unterlag, das Andere als das Fremde abzuweisen, ja abzuwerten – er konnte immer selbstlos bewundern und anerkennen – , so unterlag er auch nie der anderen Gefahr, sich dem Anderen zu unterwerfen, es zu imitieren, das Eigne verleugnend. Bei aller Liebe zum Anderen: diese Liebe führte ihn letztlich immer zu sich selbst zurück. So ließe sich seine Entwicklung mit einem Gedankengang Friedrich Hölderlins verstehen, der ihn zu seiner Zeit in der Auseinandersetzung mit der Antike vollzog. Das Eigene besitzen wir am wenigsten, sagt er; das Andere können wir ergreifen und begreifen, aus uns hervortretend; wir sollten aber nicht bei ihm stehenbleiben, sondern zu unserem Eigenen zurückkehren, dessen wir uns dann überhaupt erst versichern können. INHALT: P. Demetz: Noch einmal: ,René Rilkes Prager Jahre’ – K. Krolop: Maria René, “für eine Vertreterin des schönen Geschlechts angesehen” – Rilkes Anfänge im nordböhmischen Regionalkontext – J. Louzil:Das Bild der Tschechen bei Rainer Maria Rilke- E. Skála: Rilkes Stellung zur tschechischen Literatur und Malerei – A. Méstan: Rainer Maria Rilke und das Slaventum – J. Tywoniak: Rilke und Janovice – J. Pokorny: Rilke und seine tschechischen Übersetzer – W. Methlagl: Rilke und ,Der Brenner’ – J. M. Catling: Rilke als Übersetzer: Elizabeth Barrett-Brownings Sonnets from the Portuguese – K. Asadowski: Rilke und Rußland: neue Aspekte – G. C. Schoolfield: Rilke und Skandinavien – J. Le Rider: Rilke et Cézanne: la poésie à l’école de la coleur – M. Krießbach-Thomasberger: Rilke und Rodin – R. Bauer: R.M. Rilke und das “Poème en prose” Baudelaire’scher Prägung – H. D. Zimmermann: Rilke als Übersetzer Valérys – B. Böschenstein: Rainer Maria Rilkes französische Gedichte – A. Destro: Das Sprachproblem beim späten Rilke – J. W. Storck: Rilke als Europäer – Verzeichnis der Mitarbeiter Der Herausgeber Peter Demetz ist Emeritus an der Yale University, New Haven. Joachim W. Storck ist Professor für Germanistik an der Universität Mannheim. Hans D. Zimmermann ist Professor für Germanistik an der TU Berlin.

Zusätzliche Information

Gewicht0,48 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten224
Erscheinungsdatum01.01.1998
ISBN978-3-8260-1354-6   //   9783826013546
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Demetz, Peter

Krolop, Kurt

Louzil, Jaromir

Storck, Joachim W

Zimmermann, Hans D