Beschreibung
Die Aufarbeitung der Philosophiegeschichte gehört zu den wichtigen Aufgaben der Philosophie. Dennoch läuft man bei zu einseitiger Ausrichtung auf diesen Zweig der Wissenschaft Gefahr, das Philosophieren selbst zu vernachlässigen. ,Transzendentalphilosophie’ kann – ihrem eigenen Anspruch nach – nicht ausschließlich als bloß historische Position verstanden werden. Transzendentalphilosophisches Denken und Argumentieren ist vielmehr auch eine Methode, ein Denkwerkzeug, mittels dessen weitergedacht werden kann und muß, und zwar sowohl ethische, erkenntnistheoretische als auch ästhetische Probleme betreffend. So sollen in diesem Band grundlegende Probleme der menschlichen Existenz in einem historischen Umfeld verfolgt sowie in einen aktuellen Diskussionshorizont gehoben werden. Damit kann gezeigt werden, daß transzendentalphilosopische Denk- und Argumentationsweisen ihre Relevanz nicht verloren haben. Die vorliegende Aufsatzsammlung ist daher dem Bestreben verpflichtet, welches, die Herkunft nicht verleugnend, das Philosophieren lebendig erhalten will. Lebendiges Philosophieren war, ist und wird nur an handelnden Personen sichtbar. Ein solches Handeln manifestiert sich nicht nur durch den Buchstaben, sondern auch und vor allem im Dialog und in der kritischen Auseinandersetzung. Albert Mues ist ein Beispiel dafür, wie Philosophie gleichermaßen gelehrt und lebendig gehalten werden kann. Seine Intention besteht nicht in erster Linie darin, historische Fakten zu vermitteln, sondern vielmehr im Appell an das Selbstdenken jedes einzelnen. Albert Mues, geb. 1937, studierte katholische Theologie in Paderborn und Philosophie in München bei Prof. Dr. Reinhard Lauth, Promotion 1976, 1977-85 wissenschaftlicher Assistent an der Universität München, seit 1986 tätig an der Edition des F.H.-Jacobi-Briefwechsels, zuerst als DFG-Projekt, seit 1990 innerhalb der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Außenstelle Universität Bamberg, dort auch Lehrbeauftragter. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: erkenntnistheoretische Fragestellungen und philosophische Aufarbeitung naturwissenschaftlicher Grundlagenprobleme, insbesondere die der theoretischen Physik und volutionären Erkenntnistheorie. INHALT Vorbemerkung – “Die Watte aus den Ohren ziehen” – Gespräch der Herausgeber mit A. Mues – H. Beck: Politik und Lebenssinn: Wie weit soll und kann der pluralistische Staat zur geistigen Orientierung beitragen? – D. Breazeale: Some theses concerning the Jena Wissenschaftslehre – E. Fuchs: Verzeichnis der Lehrveranstaltungen, Predigten und Reden J.G. Fichtes in chronologischer Folge – M. Gerten: Natur und Naturwissenschaft in Kants Architektonik der Vernunft – M. Göetze: Vernunftgründe des Ästhetischen. Bemerkungen zu Kants ,Kritik der Urteilskraft’ – H. Gockel: Freiheit und Gesetzgebung. Zu Schillers staatspolitischen Ideen – R. Lauth: Fichtes Stellungnahme zu Friedrich Schlegels Ueber die Sprache und Weisheit der Indier in der Wissenschaftslehre von 1810. – J. Landkammer: Was heißt Fragen? Außertranszendentalphilosophische Überlegungen, Common-sense-Argumentationen und ein Limerick – C. Lotz: Wissen wir, was wir tun? Versuch einer transzendentalphänomenologisch motivierten Kritik der Selbstbewußtseinstheorie Manfred Franks – A. Mayer: Ähnlichkeit als Prinzip der Biologie und des Bewußtseins – K. Pollok: Was ist Materie? Zur Rekonstruktion einer Begriffsgenese – I. Radrizzani: Einige Bemerkungen zu Fichtes Geschichtsphilosophie – T. Reich: Evidenz und Letztbegründung. Fichtes Grundlegung der ,Wissenschaftslehre’ im Ausgang von Jacobi – E. Schadel: Skepsis – Ermöglichung oder Verhinderung menschlicher Ursprungserfahrung? Ein Vergleich antiker und neuzeitlicher Positionen – D. Wildenburg: Frei zu sterben? Überlegungen zur Sterbehilfe – W. Ch. Zimmerli: Transzendentale Argumente – oder: die Frage nach der Philosophie als Frage nach dem Philosophen Die Herausgeber Martin Götze: Studium der Germanistik und Philosophie an der Universität Bamberg. Z.Zt. Lehrbeauftragter für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bamberg; Christian Lotz; Studium der Philosophie, Soziologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Bamberg , Jena und Tübingen; Konstantin Pollok: Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstegeschichte an der Universität Bamberg. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Marburg; Dorothea Wildenburg: Studium der Germanistik und Philosophie an den Universitäten Bamberg und Jena. Seit April 1997 Mitarbeiterin am Institut für Philosophie an der Universität Marburg.