Beschreibung
Die Krise der spätaufklärerischen Gattungspoetik hatte dem antiken Paradigma des ‘genus mixtum’, eigentlich nur eine Umschreibung für die epische Dichtkunst, zu neuer Aktualität verholfen: Der Begriff bot sich nun allgemein zur Etablierung und Kennzeichnung zusammengesetzter Dichtarten dort an, wo weder Regelpoetik noch systematische Deduktion von Gattungseinteilungen die Entstehung einer Vielzahl neuer Formen besonders in Epik und Dramatik zu beschreiben und zu erklären vermochten. Anhand einzelner Autoren stellt Gesses Untersuchung das theoriegeschichtliche Problem der Mischform von Lessing über Lenz, Goethe/Schiller, Hölderlin u.a. bis Hegel dar. Bestimmend ist dabei die in dem beobachteten Zeitraum entstehende bzw. sich festigende Einsicht in die Heterogenität des literarischen Formenspektrums. Die Studie zeigt, warum sich die Mischformen aufgrund ihres ambivalenten, deduktiv-empirischen Charakters zu einem der fruchtbarsten poetologischen Prinzipien zwischen Aufklärung und Klassik-Romantik entwickeln und zum ästhetischen Signum der ‘modernen’ Literatur werden konnte. Der Autor Sven Gesse, 1963 geb., studierte Germanistik und Philosophie an der Philipps-Universität Marburg, wo er mit vorliegender Arbeit promovierte. Gesse arbeitet derzeit als Dramaturg an den Landesbühnen Sachsen.