Peter Sprengel

Darwin in der Poesie

Spuren der Evolutionslehre in der deutschsprachigen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts

Erscheinungsdatum: 01.01.1998, 150 Seiten ISBN: 978-3-8260-1408-6
Fachgebiet:
Autor*innen:Peter Sprengel

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Beschreibung

“Der große Pfad der Entwicklungen lag klar und übersichtlich vor mir, die Mißverständnisse waren zu Ende und die Jagd der Symbole hatte Wirklichkeiten erlegt. […] Ich schritt die Leiter der Entwicklungen zurück und schreite sie nun wieder nach vorne zu. Bald werde ich wieder beim Menschen der Zukunft sein, nachdem ich bei den Wesen der Vorzeit gewesen bin.” Das Zitat aus Robert Müllers Roman ,Tropen’ illustriert die Brisanz eines wissenschaftlichen Versäumnisses. Seit Wilhelm Bölsche vor hundert Jahren eine Neuorientierung der Literatur nach den Maßgaben der modernen Naturwissenschaft und insbesondere des Darwinismus forderte, hat die evolutionäre Biologie unser Weltbild und die Sicht der Schriftsteller auf Mensch und Gesellschaft nachhaltig verändert. Die unheilige Allianz von Sozialdarwinismus und Rassenlehre führte allerdings zu einer Tabuisierung darwinistischer Denkmuster bei der deutschen Intelligenz; Naturwissenschaft und -philosophie gerieten unter “Biologismus”-Verdacht. Die hier vorgelegte erste systematische Untersuchung der Reflexe des Darwinismus in der deutschsprachigen Literatur geht der Wirkung so grundlegender Schlagworte und Denkmodelle wie “Kampf ums Dasein”, “All-Einheit”, “Züchtung”, aber auch charakteristischen Motiven wie dem Affenmenschen und Dinosaurier in Prosa, Lyrik und Drama seit dem Realismus nach. Sie diskutiert die Interferenzen zwischen Darwinismus- und Schopenhauer-Rezeption an Beispielen aus der österreichischen Literatur des 19. Jahrhunderts (Kürnberger, Anzengruber, Sacher-Masoch, Hamerling). Sie untersucht die Liaison des Darwinismus mit dem von Haeckel und Bölsche propagierten Monismus anhand von Spätwerken deutscher Naturalisten (u.a. Holz’ “Phanta-sus” und “Blechschmiede”, Hauptmanns “Das Meerwunder” und “Till Eulenspiegel”). Sie geht den vielfältigen naturgeschichtlichen Perspektiven in der Lyrik Oskar Loerkes nach. Weitere behandelte Autoren bzw. Texte sind: Raabe (“Die Akten des Vogel-sangs”), Schlaf, Benn, Dauthendey, Robert Müller (“Tropen”), Sternheim, Kafka (“Ein Bericht für eine Akademie”), Brecht (“Im Dickicht der Städte”), Canetti, Thomas Mann (“Felix Krull”), Frisch (“Der Mensch erscheint im Holozän”), Maron (“Animal triste”). Der Autor Peter Sprengel ist Professor für Neuere deutsche Literatur am Fachbereich Germanistik der FU Berlin. Buchveröffentlichungen: Innerlichkeit. Jean Paul oder Das Leiden an der Gesellschaft (1977); Die Wirklichkeit der Mythen. Untersuchungen zum Werk Gerhart Hauptmanns aufgrund des handschriftlichen Nachlasses (1982); Gerhart Hauptmann. Epoche – Werk – Wirkung (1984); Die inszenierte Nation. Deutsche Festspiele 1813-1913 (1991); Literatur im Kaiserreich. Studien zur Moderne (1993); Scheunenviertel-Theater. Jüdische Schauspieltruppen und jiddische Dramatik in Berlin (1995); Populäres jüdisches Theater in Berlin 1877-1933 (1997); Berliner und Wiener Moderne. Vermittlungen und Abgrenzungen in Literatur, Theater und Publizistik (zusammen mit Gregor Streim, im Erscheinen).

Zusätzliche Information

Gewicht0,273 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten150
Erscheinungsdatum01.01.1998
ISBN978-3-8260-1408-6   //   9783826014086
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Sprengel, Peter