Beschreibung
Ist es notwendig auf die Schöpfungsmythen zurückzugreifen, wenn man sich mit der Fasnachtshexe in der schwäbisch-alemannischen Fasnacht beschäftigt? Sicherlich erst dann, wenn sich bei der Dekonstruktion dieser Figur drei grundsätzliche und sehr alte Themenbereiche – die Fasnacht (verkehrte Welt), die Hexe und die Maske – ergeben, die erst durch den weit gefaßten Rahmen in eine sinnvolle Beziehung zueinander gesetzt werden können. Das fasnächtliche Spiel mit der Weltordnung verweist auf die sich immer wiederholende Auseinandersetzung an der Grenze zwischen Chaos und Ordnung. Doch nicht nur die Fasnacht ist ein Grenzphänomen, sondern auch ihr Mittel – die Maske, sowie das spezielle Maskenmotiv, die Hexe. Die Arbeit verfolgt diese Grenzphänomene auf philosophischer, volkskundlicher und symbolgeschichtlicher Ebene über einen großen kulturgeschichtlichen Zeitraum. Es werden dabei Fragestellungen der älteren Volkskunde mit jenen einer neuen Kulturwissenschaft verknüpft. Die Darstellung großer Zusammenhänge wird durch detailgenaue Untersuchungen, beispielsweise zur Entstehung des modernen Hexenbildes, abgerundet. Der damit gewählte Ansatz eröffnet gänzlich neue Zugangsmöglichkeiten zu den Themenbereichen des Chaos, der Grenze, der Geschlechtssymbolik und schließlich der Hexe, der Maske und der verkehrten Welt. Der Autor Jörg Kraus studierte Empirische Kulturwissenschaft in Tübingen und Paris und hat mit der vorliegenden Arbeit promoviert. Er lebt als freischaffender Kulturwissenschaftler in Heidelberg.