Beschreibung
Volker Braun gehörte, neben Christa Wolf, Christoph Hein und Heiner Müller, zu den profiliertesten Autoren der ehemaligen DDR. Seine ästhetisch komplexen, extraktartig verdichteten, hochartifiziellen Texte versperren sich gegenüber einem schnellen Verstehen. Ein Aufbrechen seiner späten, immer hermetischeren Texte ist ohne die Kenntnis des “frühen” Braun, seines spezifischen Weges der ästhetischen Entwicklung nur bedingt möglich. Dieses Buch behandelt den produktionsästhetisch orientierten Versuch, eine Schreib- und Text-“Biographie” Brauns von dessen ersten veröffentlichen Arbeiten, 1959, bis zur Mitte der 70er Jahre zu entwerfen. Brauns Texte werden nicht als statische, abgeschlossene, voneinander getrennte Einzelprodukte verstanden, sondern als die Arbeit an einem “Gesamtschreibprozeß”. Durch das Gewinnen von Schreibimpulsen aus der permanenten Re-Lektüre der eigenen Texte und Lebens-Geschichte liest der Autor beständig sich selbst als historischen Text. Braun entwickelt innerhalb eines so beschriebenen Schreibprozesses einen charakteristischen Standort zwischen einer utopischen Sinn-Stiftung über poetische Bilder und einer zunehmenden ästhetischen Modernisierung seiner literarischen Mittel. Die Autorin Katrin Bothe studierte Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaft in Hamburg, unterrichtete seit 1991 Literaturwissenschaft und Deutschdidaktik in Braunschweig, Hamburg und Hildesheim und habilitiert derzeit; zahlreiche Publikationen zur Theorie und Praxis des kreativen, literarischen Schreibens sowie zur Literaturdidaktik vor.