Beschreibung
Ein Blick auf die Sekundärliteratur lehrt, daß der Essay in seiner Beziehung zur großen Geschichte zumeist entweder nur für eine autistische Selbstverständigung gehalten oder nur als ein dialogisches Räsonnement verstanden wird. Entgegen den in der Literaturwissenschaft vorherrschenden feierlichen Bestimmungen des Essays sucht die vorliegende Arbeit einen Weg der historischen Präzisierung sowie der ideologischen und begrifflichen Desillusion. Allerdings handelt es sich hier nicht um den Essay, sondern um eine gewisse konturierte Strömung der Gattung, die sich von deren anderen Erscheinungen vor allem dadurch abhebt, daß sie in einer bestimmten historischen Periode das öffentliche Gewissen ansprechen will. Die exemplarisch analysierten Essays stammen aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Für diese Zeit ist die Radikalität entscheidend, mit der die Gegensätze zwischen der bürgerlichen Gesellschaft und den Intellektuellen wahrgenommen und artikuliert wurden. Der Autor Sargut Sölcün, geb. 1947, studierte Germanistik, Linguistik, Griechische und Römische Literatur, Pädagogik und Politologie an den Universitäten Ankara und München. Seit 1991 lehrt er am Studiengang Didaktik des Deutschen als Zweitsprache der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen/Nürnberg.