Beschreibung
Am Beispiel von vier zeitgenössischen Autoren wird die Rolle untersucht, die die Rede vom emphatisch erlebten oder ersehnten Augenblick in ihrem Werk spielt. Es wird gezeigt, wie diese Rhetorik selbstreflexiv genutzt wird, um eine von diesen Schriftstellern im Akt des Schreibens – oder Lesens – gemachte Erfahrung darzustellen. Dem unerfüllbaren Wunsch, dem erhabenen Augenblick durch schriftliche Repräsentation Dauer zu verleihen, begegnen sie mit unterschiedlichen Strategien. Bernhards mündliche Übertreibungsprosa, Müllers Bilderstürmerei, Handkes wohlgeordnete tautologische Rede und Strauss’ intertextuelle Halluzinationen haben dabei eines gemein: Sie erzeugen performativ beim Leser eine Form der Wahrnehmung, bei der die Konventionen, auf denen das Verständnis von schriftlichen Texten beruht, umgangen werden. Die Lektüre dieser Texte wird – im Idealfall – zu einer Art Performance, durch die eine Art von Augenblick unmittelbar erzeugt wird, von dem die Schrift nur indirekt kundtun kann. Der Autor Herbert Grieshop studierte Deutsche Philologie, Geschichte und Philosophie in Göttingen und Berkeley, Kalifornien; er arbeitete als DaF-Lehrer in Berlin und lehrt seit 1994 am University College in London.