Beschreibung
Der traditionelle Blick der Literaturwissenschaft folgte dem Blick Frankreichs auf seine ehemaligen Mittelmeer-Kolonien. Übersehen wurde dabei der erwidernde Blick, der seine Ursprünge in den Ländern des Maghreb hat. Übersehen wurde auch, daß der Blick keinesfalls nur von der Pariser Metropole ausging, sondern auch von Okzitanien. Die 13 Beiträge des vorliegenden Bandes haben die literarischen Resultate dieser wechselseitigen Wahrnehmungen zum Thema. Sie beleuchten die Beziehungen zwischen Texten, die aus den literarischen Feldern Frankreichs, Okzitaniens und des Maghreb sowie der beur-Literatur stammen. Insbesondere können nun die bislang eher vernachlässigten Texte der beur-Literatur neu in die Diskussion gebracht werden. Die Perspektiverweiterung dieses Bandes wird zuerst in den sieben Albert Camus’, Le premier homme gewidmeten Beiträgen vorgeführt. Dabei geht es um die immer wieder geforderte Verankerung von Camus’ Werk im maghrebinischen Kontext, zugleich aber auch um die komplexen Beziehungen zwischen den Diskursen von Kolonisatoren und Kolonialisierten. Das theoretische und methodische Spektrum dieses Bandes ist weit; es reicht von traditionellen rezeptionsgeschichtlichen, intertextuellen Fragestellungen und Reflexionen über eine “interkulturelle (vergleichende) Literaturwissenschaft” bis zur Auseinandersetzung mit postkolonialen Ansätzen, Hybriditätsforschung und den Problemen von Interkulturalität und Differenz. Die Herausgeber Fritz Peter Kisch, geb. 9.6.1941, lehrt Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Buchveröffentlichungen über den französischen Roman und die okzitanische Literatur. Arbeitsschwerpunkt: Kulturkonfliktforschung im Einflußbereich der Romania. Mitherausgeber der Cahiers Francophones d’Europe Centre-Orientale (Wien, Pécs). Elisabeth Arend, Studium Univ. Freiburg, Reims; Promotion RWTH Aachen, wissenschaftliche Assistentin am Romanischen Seminar der Universität Göttingen, lehrt französische und italienische Literaturwissenschaft und ist Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich 529 (Internationalität nationaler Literaturen). Arbeitsschwerpunkte: deutsch-italienische Kulturbeziehungen, italienische Literatur des Trecento, Theorie und Geschichte der Literaturgeschichtsschreibung, französischsprachige Literaturen des Maghreb.