Beschreibung
Obgleich Georg Simmel keine abgeschlossene Ästhetik verfaßt hat, ist sein Einfluß auf die kunstphilosophischen Fragestellungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unumstritten. Die vorliegende literaturwissenschaftliche Untersuchung zur Kunstphilosophie Simmels ist in drei aufeinander aufbauende Teile gegliedert: Erkenntnistheoretische Grundlagen, Kulturphilosophische Zusammenhänge und Die Philosophie der Kunst. Die Entwicklung der ästhetischen Positionen wird im Rahmen der Voraussetzungen des soziologischen und philosophischen Werks gedeutet und im Spannungsfeld der philosophischen Theorie seiner Zeit betrachtet. Simmels zum Teil versteckte Kritik an Diltheys Erlebnisbegriff, den erkenntnistheoretischen Positionen des Neukantianismus oder seine Abgrenzung gegen Bergsons Intuitionsbegriff läßt die eigentliche Intention seiner kunstphilosophischen Argumentation erst deutlich werden. Gerade der Formbegriff, der über die Form-Inhalt-Beziehung hinaus Bedeutung erlangt, rückt ins Zentrum von Simmels Kritik des Expressionismus, die zeigt, daß er in den Formen vor allem überindividuelle Kategorien erkennt. Die Kunst erlangt als kulturelle Objektivation gesellschaftliche Bedeutung: sie steht für eine Form nicht entfremdeter Arbeit, die eine der Ratio verpflichtete Rationalitätskritik ermöglicht; insofern ist sie “Mehr-als-Kunst”. Die Autorin Ute Faath studierte Neuere Literaturwissenschaft, Philosophie und Italianistik in Heidelberg und Karlsruhe. Sie arbeitete als Bibliothekarin und im Ausstellungsbereich.