Beschreibung
Die Frage der Angemessenheit eines Heideggerschen Ansatzes zur Grundlegung des Interkulturellen Vergleichs muß die größte Dimension des Seins selbst in Betracht ziehen, um Kultur, Natur und Umwelt als einander repräsentierende Aneignungsmodi von ,Welt’ in verschiedenen geographischen Regionen definieren zu können. Jegliche Art von Fremde wird von Gemeinschaften als kulturstiftender Prozeß durchlaufen. Damit werden überkommene Theorien der Adaptation einer Kultur an eine Umwelt, oder etwaige Umkehrungen obsolet und der Weg für eine universale Betrachtungsweise bereitet, die weder der Kultur-Natur-Antinomie verfällt noch relativistisch argumentiert. Den Ausgangspunkt der Fragestellung des Buches bildet die Frage nach den Grundlagen für die Möglichkeit eines Interkulturellen Vergleichs in den Sozialwissenschaften: Inwieweit bedarf die Praxis des Interkulturellen Vergleichs einer philosophischen Fundierung hinsichtlich seiner Voraussetzungen. Diese Frage wird auf der Basis des Heideggerschen fundamentalontologischen Denkansatzes vertieft und an den Kategorien Dasein und Umwelt exemplarisch behandelt. Grundlagen für den Interkulturellen Vergleich werden daraufhin mit Blick auf zentrale Dimensionen und Begrifflichkeiten in Heideggers Werkarbeit, wobei im einzelnen jeweils deren soziologische Bedeutung von besonderem Interesse ist. So werden Ontologische Differenz, Sprache und Metapher sowie Öffentlichkeit in diesem Zusammenhang in den Blick genommen. Hinsichtlich der Betrachtung von Natur und Gesellschaft wird die hermeneutische Vermitteltheit beider deutlich, sobald ein kultur- und naturübergreifender fundamentalontologischer bzw. seinsgeschichtlicher Ansatz, wie derjenige Heideggers, angewendet wird. Anhand verschiedener strukturalistischer Theorien und der Totemismusforschung wird gezeigt, wie eine Neubetrachtung des Natur-Kultur-Antagonismus nach Heidegger zu neuen Sichtweisen von Kulturen und den Möglichkeiten, diese zu vergleichen, führen kann. In einer methodischen Zwischenbetrachtung wird auf den Modus des Vergleichens eingegangen und indigene Taxonomien als Beispiel für Begriffsbildungen als Formen der Weltaneignung analysiert. In einer Näherung zwischen zeitgenössisch-indischer und westlicher Ethno-Soziologie sowie klassisch-indischer und Heideggerscher Philosophie werden Übergänge zwischen diesen als mögliche Kulturzugänge untersucht. Der Autor 1971-73 Studium der Politikwissenschaften, Germanistik, Geschichte, Jura an der Universität Bonn, 1973-76 Studium der Politikwissenschaften, Soziologie und Geschichte an der Universität Konstanz; Mitarbeiter von INFAS (Institut für angewandte Sozialforschung, Bad Godesberg), 1995 Habilitation an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Konstanz und seit SS 1995 dort neben der Haupttätigkeit an der ETH Zürich als Privatdozent in der Lehre tätig.