Hans E Schiller

Die Sprache der realen Freiheit

Sprache und Sozialphilosophie bei Wilhelm von Humboldt

Erscheinungsdatum: 01.01.1998, 307 Seiten ISBN: 978-3-8260-1463-5
Fachgebiet:
Autor*innen:Hans E Schiller

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Beschreibung

Der Autor interpretiert das theoretische Gesamtwerk Wilhelm von Humboldts und stellt es in den Zusammenhang der kritischen Selbstvergewisserung moderner Subjektivität. Ausgehend von Humboldts Verarbeitung des aufwühlenden Ereignisses der Französischen Revolution wird gezeigt, daß er dem Emanzipationsprogramm des modernen Subjekts zentral verpflichtet bleibt, ohne sich den kritischen Blick auf dessen Vereinseitigungen verstellen zu lassen. Die Kritik gilt der abstrakten Subjektivität und hat die Entwicklung einer konkreten, gegenstandsbezogenen wie kooperativen Freiheit zur Perspektive. Subjekt der konkreten Freiheit ist das Individuum, das seine Kräfte allseitig entwickelt. Dieses Energeia-Konzept bildet das innere Band des Humboldtschen Denkens, wie zunächst am wichtigen Exempel der Kunsttheorie ausgeführt werden kann. Hier schon vollzieht sich die Dialektik von Energeia und Ergon, von selbsttätiger Kraft und Werk, die dann auch die Sprachphilosophie bestimmen wird. Humboldt zufolge muß sich der sprechende Einzelne mit der objektiven Macht der Sprache, die ihm freilich Welt erst erschließt, auseinandersetzen, um einen authentischen Ausdruck zu finden. In einer solchen Aneignung der objektiven Sprachproduktionskräfte durch die gesprächsweise interagierenden Individuen besteht eine strukturelle Analogie zur ökonomischen Emanzipationsvorstellung des historischen Materialismus, auch wenn Humboldt selbst den inneren sozialphilosophischen Gehalt des Sprachbegriffs bloß rechtsförmig, im Kantischen Begriff der gesetzmäßigen Freiheit, reflektiert. Nach einer Erinnerung der anthropologischen Theorie des Individuums entfaltet die Untersuchung den sprachphilosophischen Individuumsbegriff in steter Reflexion auf den philosophiegeschichtlichen Kontext, d.h. die Beziehung v.a. zu Leibniz und Hegel, Herder und Kant, Fichte und Schleiermacher. Thematisiert werden das Verhältnis von Selbstbewußtsein und Sprache (Individuierung durch Sprache), die Individualität des Worts und die individuelle Modifikation der Bedeutung (Bild und Schema) sowie die Individualität der Sprachen, die Humboldt im Begriff der Sprachform konzipiert und auf das problematische Konstrukt von Nationalcharakteren bezieht. Von besonderer Bedeutung ist die genauere Bestimmung des Verhältnisses von Sprach- und Transzendentalphilosophie, wobei Schiller den Vermittlungscharakter der Sprache betont. Im letzten Kapitel werden die Beziehung der Sprachbegriffe Kritischer Theorie zu Humboldt untersucht. Hervorzuheben sind die bei Humboldt angelegte Sprachkritik und seine geschichtstheoretischen Reflexionen zur Archaik der Sprache. Im Hinblick auf die Kommunikationstheorie von Habermas wird die gesellschaftstheoretische und normative Tragweite des Verständigungsaspekts der Sprache diskutiert. Schließlich weist der Autor die enge Beziehung auf, die zwischen Adornos, an der Kohärenz der Sprache orientierten Utopie der Erkenntnis und Humboldts Konzeption sprachlicher Individualität besteht. Der Autor Geb. 1952, Studium in Erlangen und Frankfurt, 1978 MA (mit einer Arbeit über Marx), 1981 Promotion, 1997 Habilitation mit der vorliegenden Arbeit. Lehraufträge für Philosophie in Frankfurt, Flensburg, Kassel, 1993-1996 Vertretungsprofessur für Philosophie an der FH Darmstadt, seit 1996 Professor für Sozialphilosophie und -ethik an der FH Düsseldorf. Buchveröffentlichungen: Metaphysik und Gesellschaftskritik, Königstein/Ts. 1982; Bloch-Konstellationen, Utopien der Philosophie, Lüneburg 1991; An unsichtbarer Kette. Stationen Kritischer Theorie, Lüneburg 1993; Zahlreiche Aufsätze zur Philosophie und Gesellschaftstheorie.

Zusätzliche Information

Gewicht0,51 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten307
Erscheinungsdatum01.01.1998
ISBN978-3-8260-1463-5   //   9783826014635
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Schiller, Hans E