Wolfgang Marx

Über das Märchen "Vom Ende der Philosophie"

Erscheinungsdatum: 01.01.1998, 136 Seiten ISBN: 978-3-8260-1470-3
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Autor*innen:Wolfgang Marx

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Beschreibung

Man kann nur darüber staunen, daß seit geraumer Zeit und gegenwärtig verstärkt die These – man sollte besser sagen das Gerücht – verbreitet und intensiv traktiert wird, die Philosophie sei an ihrem Ende angelangt und müsse nun schleunigst zugunsten der diversen, materialorientierten wissenschaftlichen Disziplinen abtreten. Übriggeblieben sei ihr einzig die Aufgabe, sich möglichst endlos mit ihr selbst zu beschäftigen, d.h. die Geschichte der Philosophie und ihre Erschließung zum Hauptthema der Philosophie selbst zu machen. Diese eingreifende Transformation der Aufgabenstellung der philosophischen Disziplin ist deshalb so befremdlich, ja eigentlich ganz unverständlich, weil keine der Grundfragen, die das philosophische Denken seit seinem Anfang bewegt haben, als abschließend beantwortet bezeichnet und somit für erledigt erklärt werden kann. Überdies ist zu konstatieren, daß auf allen Gebieten des Wissens und Handelns des Menschen gerade gegenwärtig Probleme sich auftun, die nach sachgerechter Behandlung, womöglich Lösung aus den Quellen der Vernunft – und eben nicht nur aus dem Arsenal der Geschichte – rufen. Die vorliegende Untersuchung unternimmt den Versuch, die Wege freizulegen, die eine genuine, sachangemessene Theoriebildung ermöglichen können. Zu diesem Zweck werden die Faktoren benannt und analysiert, die man unschwer für eine häufig gar nicht mehr bemerkte Blockade der dynamischen Entfaltung philosophischen Denkens verantwortlich zu machen hat. In erster Linie ist in diesem Zusammenhang zu denken an die fatale Wirkung von Denkverboten und Denkgeboten sowie an die ganz und gar irrationale Neigung, wissenschaftliche Methoden in dogmatischen Setzungen zu verkapseln und auf diese Weise zu immunisieren. Hegels Philosophie, die, man möchte es nicht glauben, in vollem Ernst und mit großem Prestige ausgestattet das philosophische Denken zu einem definitiven Abschluß zu bringen trachtete, war nach dem Zweiten Weltkrieg einer der beliebtesten Tummelplätze nicht nur exegetischen Scharfsinns, sondern darüber hinaus auch der Intentionen, im sicheren Bauch der Geschichte sich mit einem Gedankengebäude zu versorgen, das, keiner wußte und weiß genau wie, geeignet sein soll, das Bedürfnis nach einer Deutung der Wirklichkeit in gedanklicher Durchdringung zu befriedigen. Die Untersuchung wird erweisen, daß mit Hegels Gedanken heute beim besten Willen kein Staat mehr zu machen ist, allein deshalb nicht, weil in ihrem Rahmen Probleme, die zu lösen sie prätendierte, sich als schlechthin unlösbar erweisen lassen. Damit soll nicht etwa eine der größten Leistungen des philosophischen Denkens geschmälert werden, wohl aber kann man an diesem Beispiel erweisen, daß die Beschäftigung mit Tradition nur dann einen Sinn macht, wenn sie vorbehaltlos die fruchtbaren Ideenpotentiale von vergangenen Konstellationen unterscheidet. Heideggers Seinsdenken, das eine breite Wirkung durch Verzauberung hervorgerufen hat, wird einer Kritik an ihren durch und durch seichten Fundamenten unterzogen. Es beruht auf nur als katastrophal zu bezeichnenden Denkfehlern, und so konnte es denn auch gar nicht verwunderlich sein, daß Heidegger selbst die Herrschaft der Logik brechen wollte, um so leichter im freigeräumten Jenseits des Bereichs argumentativer Sequenzen das sog. eigentliche Denken aufblühen zu lassen. Heideggers Denken ist freilich nur ein Symptom für die gegenwärtig offensichtlich wachsende Bereitschaft, das Irrationale zu hegen und zu pflegen, es als die Domäne der Philosophie zu besetzen, um sich bequem den harten Aufgaben analytischer Arbeit zu entziehen. Der Autor Geboren 15.4.1944. Studium in Heidelberg, Frankfurt a.M. und Berlin, Promotion in Berlin; Habilitation in Heidelberg; seit 1979 Universitätsprofessor für Philosophie in Bonn. Die wichtigsten Schriften: Reflexionstopologie (Tübingen 1984) und Bewußtseinswelten (Tübingen 1994).

Zusätzliche Information

Gewicht0,27 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten136
Erscheinungsdatum01.01.1998
ISBN978-3-8260-1470-3   //   9783826014703
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Marx, Wolfgang

Wolfgang Marx studierte Psychologie, Philosophie und Humangenetik in Kiel und München. Er war von 1980 bis 1994 Professor für Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und von 1994 bis 2008 für Allgemeine Psychologie an der Universität Zürich. Er veröffentlichte eine Reihe wissenschaftlicher Bücher zu Themen der Kognitiven Psychologie und zahlreiche Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern.