Beschreibung
Der “ennui” ist nicht nur ein Kernthema der Literatur, sondern auch Gegenstand einer langen Tradition kritischer Auseinandersetzung mit ihr gewesen. Die Abhandlung zeichnet in Ergänzung zur motivgeschichtlichen Forschung die seit der Frühaufklärung entwickelten Strategien nach, Darstellungen des “ennui” zu disziplinieren und im Kontext einer Kritik “schädlicher” Literatur zu normieren. Das Zusammenspiel von Literatur und Kritik ist dabei nicht immer von gegenseitiger Ablehnung geprägt. Die Untersuchung verfolgt die Geschichte dieses Prozesses bis zur Jahrhundertwende, die für die Konzeptualisierung des “ennui” in der Psychopathologie entscheidend war. Dabei werden vornehmlich die heute weitgehend vergessenen Texte von Moralisten, Medizinern und Kulturkritikern zu Rate gezogen, die mit erstaunlicher Kompetenz die Produktion und Rezeption mittlerweile kanonischer Texte begleitet haben und über weite Strecken die Diskussion beherrschten. Damit ergibt sich die Moglichkeit, die Ergebnisse motivgeschichtlicher Erschließung aus einem anderen Blickwinkel zu erhärten und zu überprüfen. Der Autor Valentin Mandelkow studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie in Paris und Hamburg, wo er 1996 mit der vorliegenden Arbeit promovierte. Derzeit arbeitet er an einem Projekt zur Intellektuellendebatte im Frankreich der dreißiger Jahre.