Beschreibung
Wittgensteins sprachphilosophische Untersuchungen im Spätwerk gehen von der Prämisse aus, daß Sprache für die Menschen, die in ihr leben, unhintergehbar ist und sich Bedeutung nicht in der Referenz auf eine ‘außersprachliche’ Wirklichkeit konstituiert oder als eine eigenständige Entität aufzufassen ist. Die Bedeutung eines Wortes ist sprachimmanent als dessen Funktion im Zusammenhang eines Sprachspiels zu bestimmen. Dasselbe gilt auch für Dinge und Menschen. Alle menschlichen “Lebensäußerungen” sei es im gesellschaftlichen Alltag, in der Politik, der Wirtschaft, aber auch Sport, Tanz, Kunst und Musik zählen zur Familie der menschlichen Sprachspiele. Die Prämisse der radikalen Sprachimmanenz führt zur Frage, wie es Wittgenstein gelingt, in der Immanenz des Spielens von Sprachspielen Differenzen zu eröffnen, in denen der Sprachgebrauch im allgemeinen und der eigene im Spätwerk reflektiert werden können. Zur Beantwortung dieser Frage entwickelt die Autorin die These, ‘Aspekte sehen’ als eine Form des Blickwechsels in der Immanenz bilde eine Methodenfamilie des Spätwerks. ‘Aspekte sehen’ ist das Thema von II, xi der “Philosophischen Untersuchungen”. Es werden zwei Verwendungen des Verbs ‘sehen’ unterschieden: Die Verwendungsweise ‘dies sehen’, bei der es möglich ist, das, was gesehen wird, durch das Zeigen auf den entsprechenden Gegenstand zu erklären, und ‘Aspekte sehen’, bei dem diese Möglichkeit nicht besteht. Die Autorin Gabrielle Hiltmann studierte Philosophie und Germanistik an der Universität Zürich. 1994 bis 1996 Aufenthalt in Paris. 1996 Promotion mit der vorliegenden Arbeit an der Universität Zürich. Schwerpunkte: Sprachphilosophie, Geschlechterforschung.