Beschreibung
Spinozas Ethik, die einen Höhepunkt in der Tradition der abendländischen Vollkommenheitslehren darstellt, geht aus von der Charakterisierung des Menschen als eines seinen Nutzen suchenden Wesens. In dem Maße, als der wahre Nutzen als Selbständigkeit und Freiheit begriffen wird, mündet dieser Utilitarismus in eine Theorie des Absoluten. Erst in deren Horizont kann die Bedeutung von Freiheit und Selbständigkeit geklärt werden. So treten praktische und theoretische Philosophie in eine notwendige Beziehung: Der Mensch realisiert die Freiheit und erringt zugleich sein Selbstverständnis und Selbstbewußtsein als Ausdruck des Absoluten. In der Interaktion mit anderen Menschen entsteht dabei die Vernünftigkeit, in der Selbstbestimmung, die das Leben zum Ausdruck des eigenen Wesens macht, wird der Mensch seiner selbst bewußt. Letzter Bezugspunkt ist ein Begriff des Lebens, das sich jenseits von Zweckhaftigkeiten und Mangelstrukturen als reine Spontaneität und Ausdrucksmacht zeigt. In dem vorliegenden Buch wird diese Theoriestruktur in den Rahmen der abendländischen Metaphysiktradition gestellt und in ihrer praktischen Bedeutung und theoretischen Stringenz dargestellt. Dabei stellt sich die Frage: Kann Spinozas Theorie des Absoluten einer metaphysikkritischen Überprüfung standhalten? Der Autor Thomas Kisser arbeitet in der Edition der Werke Schellings in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit und hat einen Lehrauftrag an der Ludwig-Maximilians-Universität München.