Markus Heilmann, Thomas Wägenbaur, Cornelia Blasberg, Markus Heilmann, Thomas Wägenbaur

Im Bann der Zeichen

Die Angst vor Verantwortung in Literatur und Literaturwissenschaft

Erscheinungsdatum: 01.01.1998, 284 Seiten ISBN: 978-3-8260-1522-9
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Beschreibung

Die “Angst vor Verantwortung” – heimliche Kehrseite souveräner Dichtkunst? Ethische Unbedarftheit und moralische Verlegenheit – die verdeckten Komplemente hoher Literatur? Die Literaturwissenschaft hat ihren Gegenstand so wirksam gegen ‘sachfremde’ Anfragen abgeschottet, daß es heute unter Experten verpönt erscheinen mag, diesen, einst von Walter Benjamin formulierten Verdacht auch nur auszusprechen. Ein Grund mehr, ihn zu prüfen. Zu diesem Vorhaben kann man sich zumal von der Literatur der Postmoderne, ihrem ängstlichen(?) Hang zum Um-Schreiben von Geschriebenem, Vertexten von Texten, Bezeichnen von Zeichen, anregen lassen. So geschehen im vorliegenden Buch. Dabei verschiebt sich der Befund um ein kleines, freilich entscheidendes Stück: Wo “Angst vor Verantwortung” die Literatur beschleicht, ist gerade sie imstande, ihre Angst zu zeigen. Was im Handeln weggeschoben und in der Ethik wegreflektiert werden muß, kann in der Literatur auffällig werden: Das Beängstigende, die Unabweisbarkeit und, gleichzeitig, Unannehmbarkeit von Verantwortung. Und diese Beobachtung gelingt in der Literatur desto eher, je eigensinniger, je ‘literarischer’ verfahren wird. Das oft hinterfragte Verhältnis von Ethik und Ästhetik ist damit von der Seite der Literatur her klar umrissen – als eigenmächtiges, beobachtendes Verhalten der Literatur, die im moralischen bzw. ethisch-instruierenden Handeln ein seinerseits unvermeidlich eigenmächtiges und dabei betriebsblindes Verhalten sieht. Das Buch folgt der Spur der “Angst vor Verantwortung” in der Gegenwartsliteratur anhand der (Angst-)Themen Geschichte, Geschlechter und Massenmedien; sodann am Leitfaden ästhet(h)ischer Reflexion, zunächst in der Literatur selbst und schließlich in der Literatur- und Kulturwissenschaft. Und auch da gelten die Gesetze des Perspektivismus und der Betriebsblindheit. Daher sind, und das betrifft ebenso die Beiträge zu diesem Buch, Kontroversen unvermeidlich. Dokumentiert werden sie durch Interviews, die im Anschluß an die Beiträge abgedruckt sind. Inhalt: I. Furchtbare Geschichte(n) und kein Ende: Cornelia Blasberg: Hitlers willige Vollstrecker und ihre unwilligen Biographen. Vaterbücher der 1970er Jahre – Markus Heilmann: Dichtung und Posthistoire – Arno Russegger: Angst ohne Ende. Zu Josef Haslingers “Opernball” – II. Im Zeichen phallischer Moral: Detlef Kremer: Groteske Inversionen. Elfriede Jelineks und Elfriede Czurdas Vernichtung des phallischen Diskurses – Herrad Heselhaus: “Textile Schichten”. Elfriede Jelineks Bekenntnisse einer Klavierspielerin – Michael Schwarzkopf: PHALLUS klebt allus. Transsexualität, Transvestismus und die Konstruktion von Männlichkeit – III. Grenzen medialen Rauschens: Bianca Theisen: White Noise – David Keller: Kollision. Ayrton Senna und J.G. Ballards “crash” – Andreas Berger: Gedankenschmuggler. Fernsehkultur und Generationenwechsel in Thomas Pynchons “Vineland” – Jan Freitag: Klassenkampf im Hypertext – IV. Transzendenz der Dichtung: Heino Schmull: “Und das Gedicht wäre somit der Ort, wo alle Tropen und Metaphern ad absurdum geführt werden wollen.” Vom Realitätsbezug dichterischen Sprechens in der Poetik Paul Celans – Alexander Schultz: Gegen die Angst einer Welt ohne Geschichten. Salman Rushdies “Haroun and the sea of stories” – Redmer Baierl: Ein idealer Gesprächspartner in aussichtsloser Lage. “Humoristische Himmelfahrten” im Spätwerk von Thomas Bernhard – V. Ästhet(h)ische Reflexion: Uwe Wirth: Angst essen Zeichen auf. Interpretative Verantwortungslosigkeit in Ecos theoretischem und literarischem Œuvre – Thomas Wägenbaur: Narrative Ethik. Das Paradox der Ethik als ‘KybernEthik’ der Literatur – Andreas Anglet: Legitimationsprobleme der Literaturwissenschaften und die deutsche Theorie-Diskussion – Dirk Hohnsträter: Welche moralischen Möglichkeiten haben die Kulturwissenschaften heute? Die Herausgeber Markus Heilmann und Thomas Wägenbaur sind am Deutschen Seminar der Universität Tübingen tätig. Im Verlag Königshausen & Neumann erschienen ist der von beiden herausgegebene Band “MACHT TEXT GESCHICHTE. Lektüren am Rande der Akademie”.

Zusätzliche Information

Gewicht0,445 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten284
Erscheinungsdatum01.01.1998
ISBN978-3-8260-1522-9   //   9783826015229
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Blasberg, Cornelia

Heilmann, Markus

Wägenbaur, Thomas