Beschreibung
Vorgelegt wird ein Versuch, eines der wichtigsten Dokumente der spanischen Moderne neu zu lesen: die als “kryptisch” geltende New Yorker Lyrik Federico García Lorcas, ein Produkt jener Umbruchszeit, in der Spanien die akuten Symptome des europäischen Modernisierungsschocks hervortrieb, – zugleich ein Beitrag zur Geschichte sowohl der Trauer als auch der Lyrik im 20. Jahrhundert. Lorcas unter dem Titel Poeta en Nueva York bekannt gewordene Dichtung bietet Einblick in eine Säkularisierungskrise, die insbesondere die Formen (ritueller) Trauer betrifft. Die Arbeit unterscheidet zunächst eine rituelle und eine liturgische Dimension des Sprechens, um zu zeigen, wie sich beide in der Sprache der Trauer verbinden. Auf dieser Grundlage konfrontiert sie sodann Lorcas Lyrik mit traditionellen Trauer-Ordnungen (katholische Totenliturgie, Hymnen, Stundengebet, Kinderfolklore). Dabei ergeben sich zum einen überraschende literarische Bezüge, zum anderen gewisse Beiträge zur bislang ungeschriebenen Theorie der modernen Trauer. Der Autor Martin v. Koppenfels studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Klassische Philologie und Spanisch in Deutschland, Spanien und den USA. Seit 1997 Wiss. Assistent an der Freien Universität Berlin. Arbeitet zur spanischen Literatur und zu Fragen der Literaturtheorie. Daneben Übersetzungen aus dem Spanischen.