Beschreibung
Die Psychoanalyse befindet sich in einer Krise. Theoretische Fundamente werden ebenso infrage gestellt wie konkrete Behandlungskonzepte. Eine zentrale Auseinandersetzung betrifft die Frage, ob die therapeutische Beziehung oder die Deutung der spezifische Wirkfaktor der Psychoanalyse ist. Während in der analytischen Theoriebildung bisher Beziehungstheorie und Erkenntnistheorie isoliert voneinander betrachtet wurden, wird in der vorliegenden Arbeit die Interdependenz der beiden Bereiche aufgezeigt. Es wird versucht, den Widerspruch von Beziehung und Erkenntnis aufzulösen, indem die beiden als dialektisches Gegensatzpaar begriffen werden. Anhand einer Untersuchung des psychoanalytischen Prozesses wird gezeigt, daß im Moment der Einsicht des Analysanden in seine Übertragung, dem Moment, in dem Beziehungserfahrung und Erkenntnis zur Deckung kommen, eine Synthese der beiden Aspekte entsteht. Dieser Vorgang wird als Konvergenzmodell beschrieben und dargestellt, daß in dieser Verknüpfung der beiden Wirkfaktoren das Charakteristische der Psychoanalyse liegt. Die gefundene Erkenntnis wird als “dialogische Wahrheit” begriffen, die ein hermeneutisch gewonnenes Produkt der Begegnung der Subjektivität des Analytikers mit der des Analysanden ist. Aus diesem Modell werden behandlungstechnische Überlegungen bezüglich der Handhabung von Abstinenz, der Bedeutung der Emotion, des Verhältnisses von Biographie und Gegenwart abgeleitet. Der Autor Hans Maurer studierte Psychologie, Sprachwissenschaft, Philosophie und Soziologie in Landau/Pfalz. Ausbildung zum Psychodrama-Therapeuten am Moreno-Institut in Stuttgart, arbeitet als Diplom-Psychologe in Tauberbischofsheim.