Beschreibung
Die Studie ordnet Diltheys Leistung als Historiker in den Zusammenhang seiner wissenschafts- und gesellschaftskritischen Überlegungen ein. Aufbauend auf dem Projekt einer Logik der Geisteswissenschaften entwickelt Dilthey ein geschichtstheoretisches Programm, das die Schultraditionen des 19. mit den Erfordernissen des frühen 20. Jhs. zu vermitteln sucht. Seine historischen Arbeiten dokumentieren folgerichtig das Bemühen, die ideengeschichtliche Sichtweise um neue, typologisierende und strukturbezogene Verfahren zu ergänzen. Diese verstreuten Untersuchungen werden hier erstmals unter Berücksichtigung des Nachlaßmaterials systematisch analysiert. Dabei wird deutlich, daß Diltheys Konzeption in vielerlei Hinsicht mit den Problemlösungen übereinstimmt, die Max Weber in seiner Wissenschaftslehre darlegt. Neben den theoretischen Ansatz tritt jedoch das Einflußmoment des gesellschaftlich-politischen Denkens, in dem sich Dilthey mit einer eigenartigen Verknüpfung von realistischer Krisendiagnose und rückwärtsgewandter Romantik abermals als eine Figur des Übergangs erweist. Der Autor Joachim Thielen studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie an der Universität Trier. Er arbeitet gegenwärtig an einem Forschungsvorhaben über die Erfahrung und Beurteilung des Krieges in Deutschland und Frankreich während des 18. und 19. Jhs.