Beschreibung
Vorgestellt, interpretiert und auf ihre ästhetisch-poetologischen Implikationen hin untersucht werden literarische Texte des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, die anläßlich von Gemälden und Graphiken entstanden sind und sich auf diese beziehen: Texte, die über Bilder sprechen und diese tatsächlich oder vorgeblich zu erklären oder gar erst sehen zu lassen versuchen, Texte, die sich von Bildern stimulieren lassen, etwa indem sie Geschichten zu Bildern erzählen oder die von den Bildern selbst erzählten Geschichten nacherzählen. Im Prozeß der Auseinandersetzung von Literatur mit Bildern geht es zumal im 20. Jahrhundert nicht zuletzt um die Rolle der Sprache als zunehmend nachdrücklicher in Frage gestelltes Leitmedium der Bezeichnung und Kommunikation. Ein leitender Aspekt der Untersuchung wird vorgegeben durch die Frage, inwiefern literarische Texte, die sich auf Bilder als Inbegriff des Sichtbaren beziehen, eben dieses Sichtbare auf ein Unsichtbares hin zu überschreiten suchen. Die Unbestimmtheit des Ausdrucks “Unsichtbares” wird nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern begrüßt: als die Chance, ihm verschiedene Bedeutungen zu geben und das Projekt einer Entdeckung von “Unsichtbarem” unterschiedlich zu konkretisieren. In der grundsätzlichen Affinität zu Unsichtbarem jenseits oder inmitten des Bildes darf das verbindende Moment der literarischen Beispieltexte gesehen werden. In den einleitenden Kapiteln werden verschiedene Aspekte des Themenfeldes Literatur und Bilder aus systematischer und aus historischer Perspektive beleuchtet. Ein Kapitel über das Projekt literarischer Ekphrasis sowie über die kritischen Vorbehalte diverser Theoretiker gegenüber dem Projekt verbaler Bildbeschreibung stecken den Rahmen der folgenden Einzeluntersuchungen ab. Diese gelten folgenden Autoren der deutschen, französischen und italienischen Literatur: Denis Diderot, Georg Christoph Lichtenberg, Wilhelm Heinrich Wackenroder und Ludwig Tieck, Jean Paul, E.T.A. Hoffmann, Justinus Kerner, Italo Calvino, Alain Robbe Grillet und Michel Butor. Ein abschließendes Kapitel gilt dem Stellenwert des Unsichtbaren in der zeitgenössischen Ästhetik. Die Autorin Monika Schmitz-Emans ist Professorin für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Arbeitsschwerpunkte: Poetische Sprachreflexion, Text-Bild-Beziehungen, Literatur der Romantik, Literatur des 20. Jahrhunderts