Gerhard Holst

Der Weinstock und die Tränen des Mohns

Von der nüchternen Trunkenheit in den Rausch der Moderne

Erscheinungsdatum: 01.01.1999, 430 Seiten ISBN: 978-3-8260-1583-0
Fachgebiet:
Autor*innen:Gerhard Holst

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Beschreibung

Früheste Dokumente unserer kulturellen Entwicklung zeugen von unterschiedlichen Erfahrungen des Berauschenden, aber auch von solchen der Ernüchterung insbesondere im Bereich dessen, was die Kultur- und Altertumswissenschaften “ursprüngliche Wildheit” nennen. Erst indem das Denken derartige Erfahrungen ins Wissen hebt, vermag es seiner ursprünglichen Benommenheit inne zu werden und in ernüchternder Weise zu sich zu kommen – als Vernunft. Die Auseinandersetzung um das Zusammenspiel von natürlichen und übernatürlichen Rauscherfahrungen bestimmt bereits das frühe griechische Denken und im weiteren die epochalen Konzeptionen der Metaphysik bis in deren vollendete Gestalt (Hegel). Wenngleich von unterschiedlicher Bestimmheit wird die Vernunft in jeder ihrer Epochen in einer jeweiligen Verfassung nüchterner Trunkenheit begriffen, die sich wiederum in dem zugehörigen Wissen spiegelt. Gemäß der Schrittfolge des metaphysischen Denkens wandelt sich der Gebrauch von Pflanzendrogen (Wein, Opium, Cannabis u.a.m.) sowie deren Bedeutung, mithin auch diejenige des Rausches. Indem sich das Denken der Moderne jenen Konzeptionen nüchterner Trunkenheit entzieht, entschließen sich ihr Grund-sätzlich ganz andere Rauscherfahrungen. Der Entzug selbst erweist sich als Rauschmittel und motiviert eine neuartige Suche nach Ernüchterung, gleichsam nach Verdichtung gegen den unheimlichen Zug in das abgründig Nichtende. Ihrer beängstigenden Fuge inne werdend sammelt sich das Vernunft-Gefüge der Moderne auf die Totalitäten “Welt”, “Geschichte” und “Sprache”. Von der Leidenschaft jener Suche – die ihrerseits berauscht – sowie der ungeheuren Gewalt des Entzugs zeugen nicht allein die Kern-Positionen des ursprünglichen Denkens (Kierkegaard, Marx, Nietzsche, Heidegger), sondern auch diejenigen Dichter, die den Gebrauch von Pflanzendrogen schätzten, wie etwa Trakl, Benn und Benjamin, nachdem schon die Romantik insbesondere Opium als Stimulanz der Einbildungskraft entdeckt hatte. Von hier aus fällt der Blick auf die Verwahrlosung des Berauschenden in der geschichtlichen Gegenwart eher düster aus. Der Autor studierte Erziehungswissenschaft, Psychologie und Soziologie. Nach dem Diplom-Studium der Philosophie (Mag.), 1985 Promotion zum Dr.phil. an der TU Braunschweig; 1998 Habilitation, Lehrauftrag für deutsche Philosophie an der Universität Bukarest; Mitbegründer einer Fachklinik für Drogenabhängige und dort seit mehr als zwanzig Jahren Mitglied im Leitungsteam.

Zusätzliche Information

Gewicht0,653 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten430
Erscheinungsdatum01.01.1999
ISBN978-3-8260-1583-0   //   9783826015830
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Holst, Gerhard