Beschreibung
Mit “Reminiscenzien aus dem Werther” in Karl Philipp Moritz’ psychologischem Roman “Anton Reiser” beginnt ein Spiel von Verweisen, Zitaten, Anspielungen, Kommentaren und (Um-)Deutungen zwischen Texten Goethes und Moritz’. Es hat seinen Höhepunkt in Goethes Künstlerdrama “Torquato Tasso”, das hier als Verhandlung von ästhetischen Konzepten Moritz’ gelesen wird, sein (vorläufiges) Ende findet es in Goethes Rückblick auf sein Schaffen und Moritz’ Anteil daran. Diese Lektüre Goethes durch Goethe diente der Forschung lange Zeit als Ansatzpunkt für die Suche nach Beeinflussungen, die dann meist als Ausdruck eines Verhältnisses von Lehrer (Goethe) und Schüler (Moritz) verstanden wurden. Hier jedoch geht es um Intertextualität: um eine Suche nach Spuren von Texten in anderen Texten, die es ermöglicht, verschiedene Texte, verschiedene poetische Konzepte, verschiedene ästhetische Programme zueinander in Beziehung zu setzen, um in einem kontrastiven Verfahren beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, ihnen einen spezifischen Sinn zuzuschreiben. Der Autor Volker C. Dörr, Jahrgang 1966, Studium zunächst der Mathematik, dann der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie, Magister 1994, Promotion 1997, seitdem Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Seminar der Universität Bonn. Veröffentlichungen zur deutschen Literatur des 18. und 20. Jahrhunderts.