Gerhard Rieck

Kafka konkret. Das Trauma ein Leben

Wiederholungsmotive im Werk als Grundlage einer psychologischen Deutung

Erscheinungsdatum: 01.01.1999, 360 Seiten ISBN: 978-3-8260-1623-3
Fachgebiet:
Autor*innen:Gerhard Rieck

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Beschreibung

Franz Kafka gilt als Dichter des geheimnisvoll und unergründlich Verrätselten. Dieser Betrachtungsweise fühlen sich wohl die meisten seiner Leser und seiner Interpreten verpflichtet. Im vorliegenden Buch wird dagegen zu zeigen versucht, daß auf viele offene und für unlösbar gehaltene Fragen im Zusammenhang mit Kafkas Leben und Werk überraschend konkrete Antworten gegeben werden können, wenn man sich der vielleicht leistungsfähigsten Theorie über das Wesen des Menschen bedient, die uns die Moderne geschenkt hat – der Psychoanalyse Sigmund Freuds. Mit ihr werden interessante Wiederholungsmotive im Werk (also Motive, die sich in signifikanter Häufung an Schlüsselstellen der Texte finden und für Kafka charakteristisch sind) analysiert und in einen Gesamtzusammenhang gestellt. Dabei wird streng darauf geachtet, sich immer am Text zu orientieren und textferne Spekulationen tunlichst zu vermeiden. Jede These wird durch mehrere besonders aussagekräftige Textstellen belegt und im Anhang wird darüber hinaus versucht, eine möglichst vollständige Auflistung aller entsprechenden Textstellen zu liefern (insgesamt mehr als 4000 Textstellen zu 71 Wiederholungsmotiven). Die bisher angewandten (und oft viel zu abstrakten) Methoden der Literaturwissenschaft waren auch nicht in der Lage, in den Texten die Spuren jener jungen Frau in Kafkas Leben zu entdecken, zu der er zwar keine Beziehung einging, die ihn aber so tief beeindruckte, daß sie ihm ein Dichterleben lang zum Vorbild für fast alle wichtigen jugendlichen Geliebten- und Verführerinnenfiguren wurde. Die Entdeckung dieser der Kafka-Forschung bisher praktisch unbekannt gebliebenen eigentlichen Muse des Dichters ist aber nur ein Nebenprodukt der vorliegenden Studie. Hier geht es vor allem darum, einen neuen Ansatz zu einem umfassenden Verständnis von Struktur und Bedeutung von Kafkas Werk zu finden sowie das seelische Fundament zu erforschen, das ihm zugrunde liegt und welches in ihm abgebildet ist. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, daß in den zwei einzigen autobiographischen bzw. quasi-autobiographischen Texten Kafkas (Brief an den Vater und Forschungen eines Hundes) jeweils ein persönlichkeitsprägendes Kindheitstrauma im Vordergrund steht. Beide Berichte über diese Traumen übereinandergelegt ergeben das “Grundtrauma” des Dichters. Dieses Grundtrauma hat Kafka in seinen Texten – wenn auch oft verschleiert – in eine “Standardszene” übersetzt, die im Werk in allen Romanen und vielen wichtigen Erzählungen wiederholt wird. In der vorliegenden Arbeit werden mehr als ein Dutzend solcher Standardszenen isoliert und ihr Zusammenhang mit dem Grundtrauma aufgezeigt. Die einzelnen Elemente der Standardszene (u.a.: der Ausschluß, das Bett, der Beobachter, Treppen und Gänge, die Trias Müdigkeit-Schläfrigkeit-Zerstreutheit etc.) haben der Literaturwissenschaft viele Rätsel aufzulösen gegeben, und einigen davon – z.B. dem vielleicht auffälligsten und absurd häufigen Element, dem Motiv “Bett” – stand sie bisher relativ hilflos gegenüber. Erst die Einordnung in das Geschehen des Grundtraumas vermag Licht auf ihre Bedeutung zu werfen. Kafkas Grundtrauma hat seine Persönlichkeitsentwicklung und damit natürlich auch seine Texte auf charakteristische Weise geprägt. Die Folgen des Traumas (und die Folge-Traumen in späteren Jahren) werden hier vor allem an der mißlingenden Sozialisation (bzw. Initiation) und der problematischen Sexualität der Protagonisten der Texte aufgezeigt. Daneben aber auch an der grundlegenden Ambivalenz von Unterwerfung und Verweigerung (modellhaft dargestellt etwa an den Mitgliedern der Familie Barnabas im Schloß) und den ebenso grundlegenden Ich-Spaltungen (dargestellt an der Reihe der Figurenpaare analog den “Zwei Gehilfen” im Schloß sowie den diversen Repräsentanten des rigiden Über-Ichs). Im umfangreichen Anhang finden sich neben den Auflistungen der Textstellen zu den untersuchten Wiederholungsmotiven in Kafkas Werk auch noch Tabellen für die Umrechnung von Seitenzahlen innerhalb der wichtigsten Kafka-Werkausgaben, ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen, die Bibliographie und das Register. Der Autor Gerhard Rieck, geboren 1947 in Wien. Ausbildung in Elektrotechnik und Elektronik. Jahrzehntelange Tätigkeit in der Telekommunikationsbranche. Daneben viele Jahre lang Leiter der Bibliothek eines Großbetriebes. Seit jeher reges Interesse an naturwissenschaftlichen, psychologischen, gesellschaftspolitischen und kulturphilosophischen Themen und Fragestellungen. Seit vielen Jahren intensive Beschäftigung mit der Psychoanalyse und in der Folge mit dem Werk und der Persönlichkeit Franz Kafkas. Lebt derzeit in Wien.

Zusätzliche Information

Gewicht1,1 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten360
Erscheinungsdatum01.01.1999
ISBN978-3-8260-1623-3   //   9783826016233
EinbandartGebunden
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Rieck, Gerhard

Gerhard Rieck lebt in Wien als freier Autor mit Schwerpunkten in der Kafka-Forschung und in der Zivilisationskritik.