Beschreibung
Im Schlußteil von Das Denken, dem ersten Band der geplanten Trilogie Vom Leben des Geistes, unterbricht Hannah Arendt ihre Überlegungen und wirft einen kurzen Blick auf den bisher zurückgelegten Weg. Dabei macht sie folgende für sie ungewöhnlich offene, aber darum nicht weniger interpretationsbedürftige Bemerkung: “Ich bin eindeutig denen beigetreten, die jetzt schon einige Zeit versuchen, die Metaphysik und die Philosophie mit allen ihren Kategorien, wie wir sie seit ihren Anfängen in Griechenland bis auf den heutigen Tag kennen, zu demontieren.” Was meint Hannah Arendt, wenn sie am Ende von Das Denken erklärt, ihr Hauptbestreben in dieser Abhandlung sei darauf gerichtet gewesen, die abendländische Philosophie und Metaphysik zu “demontieren”? Ist dies als eine generelle Absage an die Philosophie zu bewerten, wie es eine einflußreiche Interpretation in der Arendt-Forschung sieht? Oder versteckt sich hinter dieser kompromißlosen Zurückweisung der abendländischen Philosophietradition nicht vielmehr der Versuch, das in Mißkredit geratene und krisengeplagte Denken der Moderne auf eine neue Grundlage zu stellen, um ihm dergestalt zu einem theoretischen “Neuanfang” zu verhelfen? Vor allem aber: Welches ist der thematische Zusammenhang zwischen Arendts philosophischen Überlegungen aus der Abhandlung Das Denken und ihren handlungstheoretischen Analysen aus der Schrift Vita Activa oder vom tätigen Leben? Der Autor Dag Javier Opstaele studierte Romanische Philologie, Politikwissenschaft und Philosophie an den Universitäten Löwen und Köln; Promotion an der Philosophischen Fakultät der Universität Köln mit der vorliegenden Arbeit.