Vom Wesen der Philosophie

Herausgegeben von Franz-A. Schwarz

Erscheinungsdatum: 01.06.1999 ISBN: 978-3-8260-1649-3
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Beschreibung

“Vom Wesen der Philosophie” nennt Eugen Fink eine Vorlesung, die er vor einem halben Jahrhundert im Sommersemester 1948 gehalten hat. Es ist das Verenden ontologischer Erfahrung und die mitlaufende ungeheure Beschleunigung und Besinnungslosigkeit unseres heutigen Lebens, die zu den Grundmotiven gehören, welche sich in dieser Vorlesung artikulieren und in die tiefe Fraglichkeit des eigenen Lebens zurückleiten. Jedoch erst dann eröffnet sich die Chance eines neuen Aufbruchs der Philosophie, wenn diese sich abgrenzt gegen ihre mitlaufende defiziente Selbstauffassung, Wissenschaft oder Weltanschauung zu sein. Im einen Fall wendet sich Fink gegen Husserls Bestimmung der Philosophie als strenger Wissenschaft, im andern gegen Diltheys Auffassung der Philosophie als einer Lebensobjektivation. Beide, Wissenschaft und Weltanschauung, halten sich auf dem Boden fragloser Grundvorstellungen vom Sein auf. Philosophie ist für Fink aber der Problemtitel für die episteme vom on he on, vom Seiendsein des Seienden, vom on katholou, vom Seienden im Ganzen und vom theion, vom Göttlichen. Von dieser negativen Vorbetrachtung ausgehend (1.Kap.), entwickelt Fink einen Vorbegriff der Philosophie (2. Kap.). Fink wählt den Hinblick auf Aristoteles, weil er in einer kurzen Analyse der Natur des Wissens das Hereinragen der Philosophie in den Alltag des Menschen aufzeigen kann. Philosophie entspringt der Verwunderung, geschieht in der Muße, wurzelt in der Freiheit und stellt den Menschen in die Nähe der Götter, während wir neuzeitliche Titanen unser Leben in Arbeit verwandeln und uns im Zivilisationsapparat eingesponnen haben. Wissen ist uns heute vor allem Macht, die Natur um unserer Bedürfnisse und unserer Lebensgier willen zu unterwerfen. Die Eigentümlichkeit der aristotelischen Besinnung faßt Fink jedoch als Umwendung eines operativen Gebrauchs ins Thema, als Umkehrung des Selbstverständlichen ins Fragwürdige, während die differenzierteste Bewußtseinsanalyse in der Moderne nur die Umkehrung der seienden Gegenstände draußen zu den seienden Erlebnissen drinnen erbringt. Fink fragt nach der aristotelischen Gegründetheit des Wissens, besonders im 5. Buche der Metaphysik. Für Fink ist es fraglich, ob der eigentliche Sinn der aristotelischen Interpretation der Bewegung nur in einer Ausdeutung des Naturgeschehens liegt oder vielmehr in einem Aufriß des ontologischen Wesens von Bewegung überhaupt. Mit der Exposition der aristotelischen Vierfalt des Grundseins schließt Fink den Vorbegriff des Wesens der Philosophie ab. Den vollen Begriff der Erscheinung des Wesens faßt Fink als transcendentale Struktur der Seinsfrage. (3. Kap.) Im Schema der aristotelischen Gründe liegen die Fragen nach dem Seienden als solchem, dem Seienden im Ganzen und dem höchsten Seienden. Wenn der Bezug des Menschen zu allem, was ist, gedacht werden muß, so muß der Mensch als die Stätte der Wahrheit einen eigentümlichen Vorrang gewinnen. Sein und Nichts, Sein und Werden, Sein und Schein, Sein und Denken bilden für Fink den Problemraum der Erscheinung des Wesens der Philosophie. Die Frage nach der Seiendheit des Seienden, d.h. die Frage nach der Dingheit des Dinges, eröffnet den Entwurfsbereich der ontologischen Differenz. Wir stehen in dieser Differenz, wenn wir den Grundriß des Dinges als Grundverhältnis von Was-sein und Daß-sein, von Einzelnem und Allgemeinem, von Eins und Vielem, von Bleiben und Wechsel und von endlichem Sein überhaupt denken. Wir verstehen aber das Seiende als solches nur in eins mit dem Seienden im Ganzen. Das Ding-Problem entfaltet sich mit einer inneren Notwendigkeit zum Welt-Problem. Die Weltfrage ist der überholende Horizont des Substanzproblems, die ontologische Differenz leitet über zur Erörterung der kosmologischen Differenz. Der existenzielle und der kosmische Weltbegriff gehören auf eine schwer durchschaubare Art zueinander. Welt aber ist ursprünglicher Raum und ursprüngliche Zeit in eins; sie ist kein Ding und kein Vernunftbegriff. Sie ist nicht das intentionale System subjektiver Horizonte (Husserl), noch ist sie ein “Existenzial” (Heidegger) .Welcher Zusammenhang besteht aber zwischen Welt und Mensch? Wo immer die Philosophie das Absolute denkt, vollzieht sie die theologische Differenz. In der Neuzeit rückt der Mensch ins Zentrum. Zu fragen ist, ob der Mensch die Quelle allen Scheins sei oder der Ort, wo alles Scheinen von Seiendem mündet. Der Mensch steht in der Offenbarkeit. Aletheia, der älteste Name für Offenbarkeit des Seins des Seienden, ist dreifach: das apriorische Wissen von der Dingheit, von der Welt und vom absoluten Maß des Seins. Darin liegt nach Finks Auffassung das größte Problem der Philosophie. Die Wahrheit im Ganzen gerät dann in Bewegung, wenn der Mensch die ontologische, die kosmologische und die theologische Differenz im ontologischen Entwurf (4. Kap.) vollzieht. Eugen Finks Vorlesung “Vom Wesen der Philosophie” ist das Zeugnis eines produktiven Geistes, der für unsere gegenwärtige geschichtliche Situation weitreichende Fragen stellt, weil er den Zusammenhang der antiken und neuzeitlichen Grundprobleme der Philosophie aus einem einheitlichen Entwurf her neu durchdenkt. Der Autor Eugen Fink, Schüler Edmund Husserls und Martin Heideggers, war bis zu seinem Tod o. Professor für Philosophie und Pädagogik an der Universität Freiburg. Bei K&N sind von ihm bereits erschienen: Grundfragen der antiken Philosophie, 1985; Einleitung in die Philosophie, 1985; Existenz und Coexistenz, 1987; Zur Krisenlage des modernen Menschen, 1989; Philosophie des Geistes, 1994; Pädagogische Kategorienlehre, 1995