Beschreibung
Die Dissertation „Merce Cunningham und der Moderne Tanz. Körperkonzepte, Choreographie und Tanzästhetik“ stellt über verfahrenstechnische und bewegungsstilistische Analysen verschiedene Schulen des deutschen Ausdruckstanzes und des amerikanischen modern dance vor. Eine diskursanalytische Untersuchung der amerikanischen und deutschsprachigen Tanzgeschichtsschreibung und der sich um die 20er Jahre konstituierenden Tanztheorien führt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit den Interpretationsmodellen und ästhetischen Kategorien zum Modernen im modernen Bühnentanz. Auf der Grundlage dieser breit angelegten Analysen wird die radikal sich abhebende Tanzästhetik von Merce Cunningham untersucht. Als Avantgardist unter den modern dance-Choreographen lehnt Cunningham eine expressiv gestimmte, aus einer Motivation sich herleitende Bewegungsästhetik als moderne Bühnentanzkonzeption ab. Demgegenüber stellt er eine aleatorische Choreographiekonzeption, deren gestalterisches Verfahren als konstruktives Entwerfen von Körperbewegungen gezielt analysiert wird. Die erzielte strukturelle Entflechtung der Körper/Bewegung hebt das Material des Tanzes eindringlich hervor. Cunningham setzt damit ein ästhetisches Denken über die Kunst des Tanzes in Szene, in der die materialspezifische Konfiguration der Körperbewegung in den Mittelpunkt rückt. Grundsätzlich ist die Forschung dem Anliegen gewidmet, die kulturgeschichtliche Bedeutung des Bühnentanzes als eigenständige kulturelle Praxis herauszustellen und praxisbezogene und theoriegeschichtliche Fragen seiner Körperbildung zu erörtern, wobei die phänomenologische Erscheinung des Tanzens zur Sprache gebracht wird. Die Autorin Sabine Huschka, in Dortmund 1964 geboren, schloß ihr Magisterstudium an der Hamburger Universität in Allgemeiner Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Theater und Medien mit einer Arbeit „Zum Kunst- und Körperverständis des Ausdruckstanzes im Werk von Mary Wigman“ ab. Von 1988-1991 absolvierte sie die Zusatzausbildung „Integrative Tanz-Pädagogik“ und war in den Jahren 1990 bis 1994 als verantwortliche Mitarbeiterin beim Tanzfestival „Tage des Tanzes“ in Süddeutschland tätig. Promotion 1998 am Kulturwissenschaftlichen Institut der Humboldt Universität Berlin bei Prof. Hartmut Böhme. Mit Beginn der Spielzeit 1997/1998 ist sie Dramaturgin am TAT/Bockenheimer Depot in Frankfurt und z.Zt am Ballett Frankfurt bei William Forsythe beschäftigt.