Norbert Staub

Wagnis ohne Welt

Ernst Jüngers Schrift "Das abenteuerliche Herz" und ihr Kontext

Erscheinungsdatum: 01.01.2000, 360 Seiten ISBN: 978-3-8260-1685-1
Fachgebiet: Band: 277
Autor*innen:Norbert Staub

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Beschreibung

Ernst Jünger – ein verbindlicher Interpret des zwanzigsten Jahrhunderts? Wenn auch sein langes Leben und die politische Neuorientierung nach dem osteuropäischen Umbruch diese Auffassung förderten: beweisen muß sie sich am Gehalt der Texte. Die Literaturgeschichte findet insbesondere in Jüngers um 1930 entstandenem Werk ein Reservoir seiner späteren politischen und philosophischen Positionen. Dreh- und Angelpunkt für diese Zeit ist die eminent komplexe Schrift Das Abenteuerliche Herz. Aufzeichnungen bei Tag und Nacht. Sie erschien 1929 und wurde von Jünger für die zweite Auflage 1938 stark bearbeitet. Dieses Werk war seine erste genuin literarische, das heißt von der Kriegsfixation befreite, Leistung und ist der aus Träumen und Betrachtungen zusammengesetzte Versuch einer philosophischen Standortbestimmung. Biographisch steht der Band am Übergang Jüngers vom Sprachrohr einer “Konservativen Revolution” zur reinen, von der Politik abgekehrten Dichterexistenz. Die Studie analysiert und deutet Jüngers Text in seiner kulturgeschichtlichen Vernetzung. Neben der formalen und rhetorischen Struktur wird das Gefüge der darin postulierten Welt-Anschauung studiert und mit seinen disparaten Bezügen zu Platon, der Romantik und Nietzsche, zu George, Simmel, Spengler, Brecht und Carl Schmitt zusammengeführt. Am Kreuzungspunkt all dessen stehen paradoxe existentielle Programme wie das ins “Herz” verlagerte “Abenteuer”, wie die zu allem und nichts entschlossene “erlesene Schar” von isolierten Denkern, welche als Nachhall der Kriegs-Stoßtrupps durch den Text geistert, oder das moderne Erkennen in der Gestalt des “stereoskopischen Blicks”. Es gilt, die Genese dieser zwiespältigen Konzepte aus der sedimentierten Kriegs- und Todeserfahrung von Jüngers In Stahlgewittern und seiner politischen Kampfpublizistik der zwanziger Jahre nachzuvollziehen. Darüber hinaus geht es um die Bestimmung der pessimistischen Visionen und der Bewältigungsstrategien, die der Text antizipatorisch bereits im Hinblick auf kommende Erschütterungen wie den zweiten Krieg entwickelt: etwa hinsichtlich des Umgangs mit dem den Einzelnen total vereinnahmenden Schmerz oder mit der Tyrannei. Auszüge aus dem Arbeiter (1932), der Textsammlung Blätter und Steine (1934) sowie aus der Zweitfassung des Abenteuerlichen Herzes (1938) werden hierfür vergleichend hinzugezogen. Im Ergebnis entsteht ein Grundriß von Jüngers Denkbewegungen im Bannkreis der nationalsozialistischen Machtübernahme. Der Autor Norbert Staub, geboren 1963, hat in Zürich Germanistik und Geschichte studiert. Er ist seit 1993 Assistent für Neuere deutsche Literatur bei Professor Peter von Matt an der Universität Zürich. Daneben Rezensent für Literaturwissenschaft, deutsche und Schweizer Literatur bei verschiedenen Schweizer Zeitungen.

Zusätzliche Information

Gewicht0,579 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten360
Erscheinungsdatum01.01.2000
ISBN978-3-8260-1685-1   //   9783826016851
EinbandartKartoniert
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Staub, Norbert